Unrühmliche Rolle
Beiträge zu Coburg im Nationalsozialismus. Hrsg. von der Corburger Landesstiftung. Übersetzung aus dem Englischen von Gudrun Dauner. Mit einem Geleitwort von Norbert Tessmer. Redaktion und Vorwort von Niels Fleck. Das Bild Coburgs als beschaulicher und zugleich weltoffener Residenzstadt hat sein unrühmliches Gegenbild in der Rolle, die die Vestestadt in der Zeit des Nationalsozialismus einnahm. Coburg zählte zu den frühen Hochburgen der NSDAP, wählte als erste deutsche Stadt 1929 einen nationalsozialistisch dominierten Stadtrat und 1931 einen nationalsozialistischen Ersten Bürgermeister. Der Band beginnt mit einer Gesamtdarstellung der Entwicklung 1918 bis 1945. Ausführlich erörtert werden zudem die Hintergründe, Ereignisse und Folgen des im Oktober 1922 in Coburg veranstalteten "Dritten Deutschen Tags", bei dem die NSDAP und die SA unter Anführung Adolf Hitlers ihren ersten reichsweit beachteten Auftritt hatten. Weitere Beiträge nehmen einzelne Personen in den Blick, so "Hitlers Herzog", Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha, dessen Privatbibliothek hier erstmals beschrieben wird, oder Reinhard Claaßen, der die Entwürfe für die geplante Umwandlung Coburgs zu einer nationalsozialistischen Kultstätte maßgeblich verantwortete. Neben dem Themenschwerpunkt bietet der Band weitere sieben Einblicke in aktuelle Forschungen zur Geschichte des Coburger Landes und seinen reichen Sammlungen. Mit den alljährlichen Berichten der Kunstsammlungen und des Naturkunde-Museums ist das Jahrbuch zugleich ein wichtiges Logbuch, das nicht allein das breite Programm an Ausstellungen und Veranstaltungen mit Highlights wie dem Familientag oder der Museumsnacht vor Augen führt, sondern auch über die Arbeit hinter den Kulissen, die genuinen Aufgaben des Sammelns und Bewahrens, Erforschens und Vermittelns berichtet. Aus dem Inhalt: Abteilung I, Beiträge zu Coburg im Nationalsozialismus: Andreas Stefan Hofmann: Coburg 1918-1945. Aufstieg, Machteroberung und Herrschaft der Nationalsozialisten; - Johannes Staudenmaier: Die Ausstellung "Hitlers Zug nach Coburg - Der Deutsche Tag 1922" im Staatsarchiv Coburg; - Harald Sandner: Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha und die Veste Cobung. Eine untrennbare Verbindung; - Sascha Salatowsky: Schweres Erbe. Einblicke in die Bibliothek des Herzogs Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha an der LB Coburg; - Christian Boseckert: Reinhard Claaßen (1886-1960). Ein Architekt zwischen nationalsozialistischer Machtdarstellung und Kirchenbaukunst; - Clementine Schack von Wittenau: Der Fall Brüschwiler. In dubio pro reo?; - Ralph Braun: Die Familie Johann und Adele Strauss, Coburg und die Folgen bis zum Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker; -- Abteilung II, Weitere Beiträge: Philipp Schinkel: Burg, Befestigung, geplantes Wachstum - Großwalbur, ein mittelalterliches Dorf an der Schwelle zur Stadtgründung; - Wilfried Tittmann: Zur Genese der "Büchsenmeisterbücher" im 15. Jahrhundert. Zwei neu identifizierte "Büchsenwerk"-Manuskripte in Kopenhagen und Wien; - Sandra Jegen: Das Turnierbuch Johann Friedrichs des Großmütigen. Ein dynastisches und politisches Bilddokument; - Klaus Weschenfelder: "Wie Cain den Abel würget tot ...". Das Epitaph des Lorenz Langen in Sonnefeld; - Frank-Bernhard Müller, Anke Neugebauer: Herzogin Elisabeth zu Sachsen, geborene Gräfin von Mansfeld. Neue Archivalien und Bildnisse; - Tatjana Bartsch: Rezension zu: Henning Wrede, Der Codex Coburgensis. Archäologische Antikenzeichnungen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, Petersberg 2024; - Alexander Wolz: Rezension zu: Franziska Bartl, Der vergessene Verschwörer. Georg Alexander Hansen und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Berlin 2022. 432 Seiten mit 185 Farb- und 45 s/w-Abb., Großformat, gebunden (Jahrbuch der Coburger Landesstiftung; Band 67/Michael Imhof Verlag 2024) leichte Lagerspuren












