Bruss, Dagmar: Zwischen Geschwistern und Geschwisterlichkeit

Giovanni Verga und Robert Walser: Vom Umschlagen des Genealogischen in die Horizontale um 1900. Die Perspektive "vertikaler" Beziehungen der "Abstammung" ist in unserer Kultur allgegenwärtig. Diese Studie nimmt stattdessen die "horizontale" Beziehungsdimension in den Blick, die neben der kollateralen Verwandtschaft (Geschwister, Cousins) auch Konzepte von Freundschaft und Fremdheit berührt. Am Beispiel von Verga und Walser wird die Virulenz horizontaler Beziehungen beim Übergang von euphorisierenden Brüderlichkeitsdiskursen zur modernen Massengesellschaft um 1900 nachgezeichnet. - Ein Denken in Kategorien von Abstammung und Patriarchat begleitet unsere westliche Kultur seit der Antike. Einen weiteren Akzent in diese Richtung erhält es um die Jahrhundertwende durch die Freud'sche Psychoanalyse, wobei es mit dem Ödipuskomplex zugleich im Inneren der Kernfamilie anlangt. Dementgegen wird mit dieser Studie der bisher weitgehend verdeckte Blick in das Gelände jenseits der genealogisch-vertikalen Verzweigungen geworfen. Diese sogenannte horizontale Beziehungsdimension wird dabei sowohl in systematischer als auch in kulturhistorischer Perspektive erkundet. Ihr Radius berührt neben der kollateralen Verwandtschaft (Geschwister, Cousins) Konzepte von Freundschaft, die Figur des Fremden sowie unterschiedliche Vorstellungen von Nation. Anhand der Autoren Giovanni Verga und Robert Walser wird die Virulenz horizontaler Beziehungen für Phänomene um das Jahr 1900 am Übergang von euphorisierenden Brüderlichkeitsdiskursen zur modernen Massengesellschaft nachgezeichnet. 301 Seiten, gebunden (Studia Romanica; Band 198/Universitätsverlag Winter 2016)

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