Schmitz-Köster, Dorothee: Unbrauchbare Väter

Über Muster-Männer, Seitenspringer und flüchtende Erzeuger im Lebensborn. Vielen Männern des SS-Lebensborn ist es gelungen, anonym zu bleiben - aber nicht allen. Auf der Basis von Dokumenten und Erinnerungen von Lebensborn-Kindern nimmt die Autorin die Lebensborn-Väter vor dem Hintergrund damaliger Geschlechterrollen unter die Lupe. - Über die Männer, deren Kinder in einem Lebensborn-Heim auf die Welt gekommen sind, ist fast nichts bekannt. Viele Mütter schwiegen sich aus, ein Leben lang. Und in den Dokumenten der Kinder steht häufig nur ein Strich, wo eigentlich der Name des Vaters eingetragen sein sollte. Diese Geheimhaltung gehörte zur Strategie des Lebensborn, einer SS-Organisation, die Heinrich Himmler direkt unterstand. Um die Zahl gesunden, 'arischen' Nachwuchses zu erhöhen, wurden eigene Entbindungsheime eingerichtet. Dort war sogar eine 'diskrete Geburt' möglich, wenn Vater und Mutter die Kriterien des Lebensborn erfüllten. Trotz aller Geheimhaltung können sich manche Kinder des SS-Lebensborn an ihren Vater erinnern, und nicht alle Mütter haben geschwiegen. Anhand eines umfangreichen Dokumentenbestands geht Dorothee Schmitz-Köster den Lebensborn-Vätern nach und erschließt so ein facettenreiches Bild von jungen und alten, ledigen und verheirateten, zuverlässigen und verantwortungslosen Erzeugern. Von Tätern, Mitläufern und Indifferenten: Aus heutiger Sicht sind fast alle unbrauchbare Väter. Eine Geschichte über Doppelmoral, Geheimnisse und unendliches Leid. - 160 Seiten mit 47 Abb., gebunden (Wallstein Verlag 2022) leichte Lagerspuren

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