Huber, Brigitte: Johann Georg Edlinger

Porträts ohne Schmeichelei. Hrsg. vom Historischen Verein von Oberbayern, dem Münchner Stadtmuseum und der Städtischen Galerie im Lenbachhaus/Kunstbau München. Mit einem Vorwort von Thomas Weidner. Aristokraten, Bürger, Bettler - Bilder einer Stadtgesellschaft im Umbruch: Wohl niemand sonst hat die Einwohnerschaft einer Stadt - jenseits der höfischen Repräsentation - vor der Entstehung der Fotografie ähnlich lebendig und umfassend ins Bild gesetzt wie Edlinger die Münchner Gesellschaft um 1800. Der Band beleuchtet Edlingers Leben, Wirken und Rezeption, stellt Werke und Porträtierte vor und bietet Kataloge der Edlinger-Bestände in den beteiligten Institutionen. - Hannelore Putz in "Kunstchronik. Monatsschrift für Kunstwissenschaft" (Jahrgang 75, Nr. 1 · 2022): »[...] die Studie ist aus den Quellen erarbeitet und macht Schwierigkeiten in der Überlieferung transparent sichtbar. Eine stupende Quellenkenntnis durchzieht den Band und gibt ihm ein meist souveränes historisches Fundament. [...]. Mit Brigitte Hubers Künstlerbiographie und dem Katalog sind Leben und Werk Johann Georg Edlingers jetzt fundiert und kenntnisreich aufgearbeitet. Der Band zeigt die Münchner Gesellschaft in der Umbruchszeit zwischen 1777 und 1816, als Herrschaftswechsel und Kriege sowie tiefgreifende staatliche und soziale Reformen das Kurfürstentum und spätere Königtum zum "modernen Bayern" formten«. - Johann Georg Edlinger war zwei Jahrzehnte lang ein gefragter Porträtist in der bayerischen Landeshauptstadt. Sein Werk bildet eine einzigartige Galerie der Münchner Gesellschaft um 1800. Nirgendwo sonst ist die Einwohnerschaft einer Stadt vor der Entstehung der Fotografie durch einen so umfangreichen Porträtbestand ähnlich lebendig ins Bild gesetzt. Der Band zeichnet den facettenreichen Lebensweg eines eigenwilligen Künstlers nach, diskutiert dessen Rezeptionsgeschichte und stellt sein Werk in Farbabbildungen vor. Kurzbiografien der Porträtierten lassen ein überraschendes Who is who der bayerischen Aufklärung erstehen. Kataloge der Edlinger-Bestände in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und im Münchner Stadtmuseum sowie ein Verzeichnis sämtlicher nach Porträts von Edlinger gefertigten Grafiken ergänzen die bildreiche Monografie. - Das Werk Edlingers überwindet die Standesgrenzen der höfischen Repräsentation und führt vielfach bereits in das Milieu einer bürgerlich verstandenen Stadtgesellschaft. Es versammelt die damals bekannten Gesichter von Bankiers, Kaufleuten, Bierbrauern, Glockengießern, Buchbindern und insgesamt von Auftraggebern, die ihren gesellschaftlichen Aufstieg auch im Porträt dokumentiert sehen wollten und sich zu persönlichen Anlässen meist mit ihren Ehefrauen in korrespondierenden Bildpaaren haben verewigen lassen. In einem bemerkenswerten Interesse an bestimmten Gesichtstypen, vielleicht auch schon an Individualitäten soll Edlinger seine Modelle aber auch »von der Straße« geholt haben. So entstanden nicht weniger sorgfältig ausgeführte Bildnisse von Menschen, die den bürgerlichen Normen von Verdienst und Leistung gerade nicht entsprachen. »Mithin ist dieses großartige Buch nicht nur ein kunstgeschichtliches Werk, sondern ebenso ein Beitrag zur Sozial-,Geistes- und Regionalgeschichte« (Süddeutsche Zeitung). 215 Seiten mit 280 meist farbigen Abb., Großformat, gebunden (Hirmer Verlag 2021)

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