Luth, Janine: Semantische Kämpfe im Recht
Eine rechtslinguistische Analyse zu Konflikten zwischen dem EGMR und nationalen Gerichten. Der rechtslinguistische Zugang zu juristischen Texten gibt Aufschluss über Deutungsoptionen umstrittener Fachkonzepte. Dieser text- und diskursorientierte Ansatz ist für die Analyse der Kommunikation zwischen internationalen und nationalen Gerichten besonders erhellend, da hier die sprachliche Konstitution von Faktizität häufig mit gesteigerter Intensität geführt wird. Die Arbeit untersucht die Aushandlungsprozesse um nationalstaatliche Souveränität und Kompetenzverschiebungen anhand einer Sprachhandlungstypologie. Dabei werden sprachlich geronnene Konfliktlinien bei der Harmonisierung von nationalem Recht und Völkerrecht herausgestellt, deren Beschreibung als semantische Kämpfe im Kern der Betrachtung stehen. Als Beispiel dient der Sorgerechtsstreit 'Görgülü'. Durch die Untersuchung des Fachdiskurses und seiner Transformation in Medientexte können Vermittlungsprobleme aufgedeckt werden, wodurch ein Beitrag zur Transparenz bei der rechtsstaatlichen Faktizitätsherstellung geleistet wird. --
Die Untersuchung erfolgt in elf Kapiteln: 1. Einleitung; 2. Das europäische Rechtssystem im Wandel; 3. Theoretische Grundannahmen; 4. Spuren der Verflechtung: Text und Diskurs; 5. Methoden; 6. Diskursakteure und Normtexte; 7. Untersuchung anhand der Sprachhandlungstypen; 8. Semantische Kämpfe im Fachdiskurs zum Fall Görgülü; 9. Die Gutachten und Stellungnahmenim Fall Görgülü; 10. Das Medienkorpus in der qualitativen Untersuchung; 11. Schlussbetrachtung; 12. Quellen- und Literaturverzeichnis. -- Im ersten Teil werden die grundlegenden theoretischen und methodischen Annahmen getroffen: In Kapitel 2 und 3 werden die theoretischen Vorannahmen zur Rechtslinguistik, zur Rechtstheorie und zur Entstehung der EMRK und des EGMR vorgestellt. Kapitel 4 widmet sich daran anschließend dem Text- und Diskursbegriff. In Kapitel 5 werden die verwendeten Methoden bei der empirischen Arbeit sowie das zugrunde gelegte Korpus erläutert. Der zweite Teil der Arbeit widmet sich der empirischen Analyse des ausgesuchten Falls auf Basis der Strukturierenden Rechtslehre nach F. Müller und der Sprachhandlungstypologie nach Felder. Im dritten Teil werden die Ergebnisse der empirischen Analyse systematisiert und im Paradigma der Semantischen Kämpfe erfasst. Ergänzend zur Untersuchung der Entscheidungen werden die im Fall virulenten Stellungnahmen und Gutachten anhand von Sprachhandlungstypen in den Blick genommen. Schließlich wird versucht, anhand der Darstellung in den Printmedientexte Dissens in der Fach- und Laienkommunikation zu benennen. 304 Seiten mit einigen Abb., gebunden (Schriften des Europäischen Zentrums für Sprachwissenschaften; Band 1/Universitätsverlag Winter 2015)












