Kulturen des Vergleichs
Hrsg. [und mit einer Einleitung] von Annette Simonis und Linda Simonis. Zehn Beiträge (davon einer englisch) untersuchen die Thematik des Vergleichs in drei verschiedenen Bereichen, die zugleich unterschiedliche Felder bzw. Ebenen des Gebrauchs und Umgangs mit dieser Figur sowie ihrer theoretischen Reflexion bezeichnen: im Bereich der Literatur und der Künste, auf dem Gebiet des Wissens und der Philosophie sowie in gesellschafts- und kulturtheoretischen Diskussionen. Vergleichen ist ebenso ein Vorgang alltagsweltlicher Praxis wie ein methodisches Verfahren, das in unterschiedlichen akademischen Disziplinen und Wissensbereichen verbreitet ist. Der Vergleich hat in den Kultur- und Sozialwissenschaften eine lange Tradition, die Jahrhunderte zurückreicht. Als grundlegende Methodologie, mit deren Hilfe ein systematischer und fundierter Erkenntnisgewinn möglich wäre, etablierte sich der vergleichende Ansatz bereits im ausgehenden 18. Jahrhundert, als die modernen Wissenschaften sich herausbildeten. Als eine Operation, die sich vor dem Hintergrund einer unterstellten Dimension des Gemeinsamen der zu vergleichenden Elemente vollzieht, bedarf der Vergleich eines 'tertium comparationis', das die verglichenen Elemente auf einen gemeinsamen, übergeordneten Aspekt bezieht. Für die Literatur und Kunst wird der Vergleich indes nicht zuletzt dort interessant, wo diese Annahme prekär wird und sich ein Moment des Inkommensurablen und Disparaten auftut. Die Beiträge des interdisziplinären Bands versuchen, spezifische Besonderheiten, Anwendungsmöglichkeiten, Potenziale und Grenzen des Vergleichs im Blick auf exemplarische Themengebiete und Forschungsfelder der jeweiligen Fächer auszuloten. In diesem Sinne liegt dem Band das Bestreben zugrunde, eine Balance zwischen der Profilierung und der selbstkritischen Revision der eigenen Methodologie zu erzielen. Zudem gilt es dabei, disziplinäre Unterschiede und Prioritäten nicht zu nivellieren, sondern vielmehr das besondere, je disziplinspezifische Profil der komparativen Ansätze genauer zu konturieren. Diese Aufgabe und Fragerichtung verfolgen die einzelnen Fachvertreter in ihren Aufsätze und tragen dazu bei, ein aktuelles und differenziertes Bild der Relevanz der vergleichenden Methodik zu vermitteln. Vor den disziplinären Schwerpunkten seien zunächst einige prägnante literarische Beispiele näher erörtert, die als Grenzfälle des Vergleichs anzusehen sind und anhand deren die Eigenheiten und Auffälligkeiten der komparativen Betrachtung besonders evident werden. -- Aus dem Inhalt: Annette Simonis/Linda Simonis: Kulturen des Vergleichs. Eine Einleitung. - Eberhard Geisler: Verneinter Vergleich. Zum Werk von Henri Michaux. - Heiko Christians: 'Münchhausen' im Vergleich? Vom 'Volksbuch' zum 'Volksfilm'. - Monika Schmitz-Emans: Vergleiche als Konstellationen, Konstellationen der Vergleiche. Überlegungen zum Komparativen in der Literaturwissenschaft. - Roland Weidle: The Early Modem Stage as Agency of Comparison: Negotiating Stow’s London in 'Eastward Ho!'. - Michael Eggers: Das Wissen der Anderen. Zur Notwendigkeit einer wissenspoetologischen Komparatistik. - Achim Geisenhanslüke: Selbstvergleich. Hegels Begriff der Erfahrung in der 'Phänomenologie des Geistes'. - Daniel Witte: "La sociologie, c’est la méthode comparative". Feldtheorie als vergleichende Soziologie der Formen. - Niels Werber: Interessante Vergleiche. Zur Systemtheorie der Kultur und ihrer Medien. - Natalie Binczek: Vergleiche vergleichen. Wie Luhmann in Latours 'Soziologie' vorkommt. - Youssef Dennaoui: Kulturvergleich als globalisierungstheoretisches Problem. Eine theorievergleichende Annäherung. - 239 Seiten mit 22 Abb., gebunden (Beiträge zur Literaturtheorie und Wissenspoetik; Band 7/Universitätsverlag Winter 2016)












