Der Widerständige Klassiker

Einleitungen zu Büchner vom Nachmärz bis zur Weimarer Republik. Hrsg. von Burghard Dedner. Der Band versammelt in vollständiger Fassung die Vorworte der Werkausgaben Georg Büchners von Ludwig Büchner bis zu Adam Kuckhoff. Den Texten folgen Personen- und Sacherläuterungen und Register. Ein einleitender Aufsatz des Herausgebers führt in die Geschichte der Büchner-Porträts zwischen 1850 und 1930 ein. Die frühen Einleitungen zu den Werkausgaben Georg Büchners breiten Informationen aus, auf die die Büchner-Forschung bis heute nicht verzichten kann. Das gilt vor allem für den Georg Büchner am nächsten Stehenden, für Ludwig Büchner (1850), in eingeschränkterem Sinne für Karl Emil Franzos (1879), der für seinen Einleitungstext noch einige überlebende Augenzeugen ausfindig machte, und schließlich auch für Paul Landaus Text (1909), der die literaturwissenschaftliche Büchner-Forschung initiierte. Überlagert wird der informative Gehalt der Texte durch epochen- und ideologieabhängige Stilisierungen. Ludwig Büchner sieht Georg Büchner aus der nachrevolutionären Perspektive des Jahres 1850, Franzos nähert ihn dem bismarckschen Programm der »Realpolitik« an, Wilhelm Hausenstein (1916) projiziert auf Büchner die Sorgen des spätwilhelminischen Ästhetizismus, bei Arnold Zweig (1923) nähert sich Büchner der anarchosozialistischen Tradition, bei Adam Kuckhoff (1927) rückt er in die Nähe Lenins. Abgesehen von ihrem Wert für die Büchner-Forschung sind die Einleitungen zu Büchner teils wegen ihres essayistischen Rangs, teils als Zeitdokumente von Bedeutung. 575 Seiten mit einigen Abb., gebunden (Büchner-Studien; Band 5/Athenäum Verlag 1990) leicht angeschmutzt