
Nicolaus Cusanus zwischen Deutschland und Italien
Beiträge eines deutsch-italienischen Symposiums in der Villa Vigoni. Hrsg. von Martin Thurner. Das Wirken des Philosophen, Humanisten und Kirchenreformers Nicolaus Cusanus zwischen Deutschland und Italien gestaltete sich als eine singuläre kulturelle Vermittlungsleistung von europäischen Dimensionen. 24 Beiträge (13 in deutscher, zehn in italienischer und einer in englischer Sprache) eines internationalen Symposions (2001 in Loveno) aus Anlass des 600. Geburtstages Cusanus' widmen sich erstmals umfassend diesem Thema, gegliedert in die Themenfelder 1. Einflüsse der deutschen und italienischen Kultur auf Cusanus; 2. Cusanus und die Handschriften- und Bibliothekskultur des 15. Jahrhunderts; 3. Wirkungen des Cusanus auf seine deutschen und italienischen Zeitgenossen; 4. Cusanus und die italienische Philosophie des 15. Jahrhunderts; 5. Cusanus in der Gesamtperspektive der deutsch-italienischen Philosophie vom Spätmittelalter zur Frühneuzeit. Ein einleitender Beitrag fasst auf der Grundlage einer umfangreichen Bibliographie den Forschungsstand mit dem Ergebnis zusammen, dass die kontrovers diskutierte Frage, inwieweit der Deutsche Cusanus der Erneuerungsbewegung des italienischen Quattrocento zuzurechnen sei, einer vertieften Klärung bedarf. Dieser Frage widmen sich die fünf Hauptteile des Buches: In Einzeluntersuchungen wird dargelegt, wie Cusanus Einflüsse der deutschen und italienischen Kultur aufnahm, welche Präsenz er in der Handschriften- und Bibliothekskultur des 15. Jahrhunderts hatte, inwieweit er selbst auf seine deutschen und italienischen Zeitgenossen wirkte, welche Einflüsse von ihm auf die Philosophie des italienischen Quattrocento tatsächlich ausgingen und welche Bedeutung seiner Gestalt in der Gesamtperspektive der deutschen und italienischen Kultur an der Schwelle vom Spätmittelalter zur Frühneuzeit zukommt. Im Ergebnis wird Cusanus als eine Gestalt sichtbar, die in ganz einzigartiger Weise die kontroversen Strömungen im Deutschland und Italien seiner Zeit - wie beispielsweise die Mystik der transalpinen Reformklöster einerseits und die neuen philologischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Methoden der italienischen Humanisten andererseits - unter Wahrung ihrer Identität zu einer höheren Synthese vereinen konnte. Aus dem Inhalt: Martin Thurner: »tedesco di nazione ma non di costumi«? "Nicolaus Cusanus zwischen Deutschland und Italien" im Spiegel der Forschung. - Cesare Vasoli: Niccolò Cusano e la cultura umanistica fiorentina. - Graziella Federici Vescovini: Cusanus und das wissenschaftliche Studium in Padua zu Beginn des 15. Jahrhunderts. - Gregorio Piaia: Tra il Fulgosio e il Valla: La critica del Cusano alla Donatio. - Pasquale Arfé: Alberto Magno e Nicola Cusano interpreti dell'»Asclepius«. - Martin Thurner: Die Philosophie der Gabe bei Meister Eckhart und Nikolaus Cusanus. - Hermann Schnarr: Frühe Beziehungen des Nikolaus von Kues zu italienischen Humanisten. - John Monfasani: Nicholas of Cusa, the Byzantines, and the Greek Language. - Maike Rotzoll: "Un certo vescovo da quelle parti..." Die Cusanus-Handschriften in der Bibliothek des Medici-Arztes Pierleone da Spoleto. - Leandro Perini: Niccolò da Cusa nello specchio delle sue edizioni. - Aldo Landi: Niccolò Cusano, riformatore a Basilea. - Wilhelm Baum: Nikolaus von Kues und Enea Silvio Piccolomini - eine Humanistenfreundschaft? - Luciana de Bernart: Cusano e l’archimedismo del Rinascimento. Ibridazioni teoriche, eredità contese, sperimeniazioni e polemiche nella matematica europea del XVI secolo. - Markus Enders: Unendlichkeit und All-Einheit. Zum Unendlichkeitsgedanken in der philosophischen Theologie des Cusanus. - Giuseppe Girgenti: Due fonti neoplatoniche indirette di Cusano. Porfirio e Giamblico. - Francesco Santi: Congetture su numero armonia e musica. Cusano e la trattatistica musicale italiana del suo tempo. - Alessandra Tarabochia Canavero: Nicola Cusano e Marsilio Ficino a caccia della sapienza. - Walter Andreas Euler: Das Religionsverständnis von Cusanus und Ficino. - Paul Richard Blum: "Salva fide et pace". Religionsfrieden von Cusanus bis Campanella. - Harald Schwaetzer: "Semen universale". Die Anthropologie bei Nikolaus von Kues und Giovanni Pico della Mirandola. - Walter Haug: Nicolaus Cusanus zwischen Meister Eckhart und Cristoforo Landino. Der Mensch als Schöpfer und der Weg zu Gott. - Mauro Falcioni: Cusano e Bruno. Considerazioni al margine de "Aspekte der Epochenschwelle". - Stephan Meier-Oeser: Die Cusanus-Rezeption im deutschen Renaissancehumanismus. - Hans Gerhard Senger: Nichtwissen als Wissensform. Ignoranzkompensationen von Petrarca bis Erasmus. 691 Seiten mit 7 Abb., gebunden (Veröffentlichungen des Grabmann-Institutes zur Erforschung der Mittelalterlichen Theologie und Philosophie; Band 48/Akademie Verlag 2002) leichte Lagerspuren