
Wunder, Bernhard: Konstruktion und Rezeption der Theologie Walter Benjamins
These I und das "Theologisch-politische Fragment". Der Autor vertritt die These, dass die theologische Terminologie Benjamins auf ihre literarischen Konstruktionsprinzipien hin untersucht werden muß, bevor sie rezipiert werden kann, und analysier die beiden Texte sowohl auf ihre begriffsbildenden Grundlagen hin als auch auf ihre Kontexte. - Die theologische Terminologie Walter Benjamins muß zuerst auf ihre literarischen Konstruktionsprinzipien hin untersucht werden, bevor sie rezipiert werden kann. Das ist die Grundthese dieser Arbeit. Kostprobe: Was soll etwa die Rede von Studium und Umkehr als messianische Kategorien (vgl. II,2 437), die Rede von Theologie als kleinem häßlichen Zwerg (vgl. I,2 693) in einer christlichen Theologie? Was hat das Ewige als Rüsche am Kleid zu suchen (vgl. V,1 578)? Braucht man einen Engel der Geschichte (vgl. 1,2 698) um ihre katastrophische Entwicklung zu erkennen? In welcher Weise rückt also das "Theologische" bei Walter Benjamin und in welcher Weise rückt Benjamin in die heutige christliche Theologie ein? Erstmals geht eine Arbeit über Walter Benjamin von zwei Texten aus, die unstrittig für zentral gehalten werden, jedoch nie zum Gegenstand einer eigenen Untersuchung wurden: die These I seiner Geschichtsthesen und das "Theologisch-politische Fragment". Die minutiöse Analyse dieser Texte stellt zugleich eine feinfühlige Einführung in das Gesamtwerk Benjamins als auch einen Einblick in seine Rezeptionsarbeit dar. Der Leser darf gespannt sein auf bisher unbekannte Überraschungen der Auseinandersetzungen Benjamins mit Carl Schmitt, Ernst Bloch und Franz Kafka. Des weiteren gibt die Arbeit einen bisher völlig einmaligen Überblick über den Stand und Status der erst beginnenden christlichen Rezeption dieses großen Denkers unseres Jahrhunderts für den deutschsprachigen Raum. - Der Autor analysiert Benjamins Begriffe der Theologie und des Messianismus minutiös und führt sie der Diskussion insbesondere mit der christlichen Fragestellung zu. Hinreichender Grund ist in der Auseinandersetzung Benjamins mit der von Carl Schmitt als katholisch verstandenen Position zu sehen, die im Zusammenhang der These I entfaltet wird. Die überaus aufschlußreiche Auseinandersetzung Benjamins mit Ernst Bloch und seiner Vermischung jüdischer und christlicher Topoi stellt im Verein mit Benjamins Kafka-Rezeption vor allem das 'Theologisch-politische Fragment' auf eine fundierte Verstehensbasis. 173 Seiten, broschiert (Epistemata. Reihe Philosophie; Band 223/Königshausen & Neumann 1997) leichte Lagerspuren