
In den Tod geschickt/Sent to Their Deaths
Die Deportation von Juden, Roma und Sinti aus Hamburg 1940 bis 1945/The Deportation of Jews, Roma and Sinti from Hamburg, 1940 to 1945. Deutsch/Englisch. Hrsg. von Linde Apel im Auftrag der Behörde für Kultur, Sport und Medien, in Zusammenarbeit mit der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg und der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. Anlässlich der Ausstellung im Kunsthaus Hamburg, 17. Februar bis 26. April 2009. Zwischen 1940 und 1945 verließen 20 Deportationszüge den Hannoverschen Bahnhof. Mit ihnen wurden 7.692 Juden, Roma und Sinti aus Hamburg und Norddeutschland in die Ghettos und Vernichtungslager Ost- und Mitteleuropas verschleppt. Die allermeisten kehrten nicht zurück. Der Hannoversche Bahnhof war damit der letzte Ort, den Hamburger Bürgerinnen und Bürger von ihrer Heimatstadt sahen, bevor sie in den Tod geschickt wurden. Der Katalog dokumentiert die Ausstellung und den seit 2004 geführten Dialog auf der Suche nach dem angemessenen Umgang. Der Band beginnt mit einem Einblick in die wechselhafte Geschichte des Hannoverschen Bahnhofs seit seiner Einweihung vor 137 Jahren bis heute. Zunächst diente er als Personen-, Auswanderer- und Güterbahnhof. Nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte er eine Zeit lang als Hauptgüterbahnhof, bevor er stillgelegt wurde und eine Spedition dort ihr Quartier aufschlug. Doch seine uns bis heute beunruhigende Prägung erhielt der Bahnhof in jenen fünf Jahren, in denen er zu einem Schauplatz des Holocaust wurde. Im Hauptteil werden die Schritte von der Ausgrenzung und Entrechtung der Juden, Roma und Sinti über die Organisation der Deportationen bis hin zur Ermordung oder zum Überleben in den Ghettos und Vernichtungslagern dargestellt. Porträts derjenigen, die deportiert wurden, stehen im Zentrum. Die wenigen Überlebenden sprechen stellvertretend für die vielen, die ermordet wurden. In Interviews lassen sie uns an ihren Erinnerungen, ihren Ängsten, ihren Hoffnungen und ihren Reaktionen auf die Deportationen teilhaben. Die hier präsentierten Familienfotos, viele aus Privatbesitz, sind besonders wertvoll, weil es teils die einzigen sind, die von ermordeten Angehörigen noch existieren. Vorgestellt werden nicht nur nationalsozialistische Überzeugungstäter, sondern auch die zahlreichen willfährigen Mitarbeiter von Behörden, Institutionen und Privatunternehmen, die für den reibungslosen Ablauf der Deportationen sorgten. Die Ausstellung macht deutlich, wie viele Personen und Institutionen die Verfolgung der Juden, Roma und Sinti zu ihrer Sache machten, wie viele daran beteiligt waren, sich aktiv dafür einsetzten, davon profitierten oder verschämt wegblickten. Die beiliegende DVD enthält u.a. Videointerviews mit Überlebenden der Deportationen, Audio- und Schriftdokumente oder eine Einführung und Präsentation zum Planungsprozess für einen Gedenkort am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof im Lohsepark in der HafenCity Hamburg. 288 Seiten mit zahlreichen meist farbigen Abb. sowie einer DVD, gebunden (Metropol Verlag 2009) leichte Gebrauchsspuren, oberer Rücken etwas beschabt