Gesellschaftlicher Wandel im Jahrhundert der Politik
Nordwestdeutschland im internationalen Vergleich 1920-1960. Hrsg. von Michael Prinz. Unbestritten waren die Jahre zwischen 1920 und 1960 in Deutschland von tiefen politischen Umbrüchen gekennzeichnet. Doch welcher Einfluss ging von diesen Veränderungen auf die Gesellschaft aus? Bildete der politische Wandel kurzfristig auch den Ausgangspunkt für sozialen Wandel? Mehr als zwanzig deutsche und ausländische Historiker geben Antworten. Sie fallen unterschiedlich aus - abhängig davon, welchen gesellschaft-lichen Ausschnitt sie ins Auge fassen. Während zum Beispiel das Schick-sal der jüdischen Bürger oder der Psychiatriepatienten in existentieller Weise vom Wechsel des politischen Regimes abhing, änderte sich in anderen Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft oft erstaunlich wenig. Die eigentliche Antwort auf die Frage nach dem Einfluss von Politik auf die Gesellschaft erlaubt jedoch erst der Blick über die nationalen Grenzen hinweg. Deshalb ist dieser Band konsequenter als andere Vorhaben auf den Vergleich mit den Gesellschaften der Nachbarländer - der Niederlande, Österreichs und der Schweiz - ausgerichtet. Der Band gliedert sich in acht Teile: Umrahmt von einer umfangreichen, umfassenden Einleitung in das Themenfeld und einer Zusammenfassung der zentralen Debatten einer Tagung des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte widmen sich die Beiträge sechs Themenfeldern: I. Handwerk und Protektionismus im Vergleich 1920-1960; II. Tageszeitungen und journalistischer Beruf 1920-1960; III. Säkularisierung, Entkirchlichung und protestantisches Milieu 1920-1960; IV. Eugenik, Psychiatrie und Patienten 1920-1960; V. Raub, Enteignung und Rückerstattung des Vermögens von Juden in Mitteleuropa - Bruch und Gegenbruch 1930-1960; VI. 1945 als Zäsur in mitteleuropäischen Historiographien. -- Aus dem Inhalt: Michael Prinz: Gesellschaftlicher Wandel im Jahrhundert der Politik. Die Jahre 1920-1960 in vergleichender Perspektive. -- I. Handwerk und Protektionismus im Vergleich 1920-1960: Bernd Holtwick: Die Wiederentdeckung der Zünfte aus dem Geist der Marktwirtschaft. Die Entstehung der modernen deutschen Handwerksorganisationen am Beispiel Ostwestfalens. - Armin Owzar: Unerwünschtes Relikt oder König der Republik? Die Privathandwerkerschaft in Thüringen nach 1945. - Mario König: "Berufliche Selbstgesetzgebung". Liberal-korporative und protektionistische Muster gewerblicher Interessenpolitik in der Schweiz. - Ulrich Pfister (Kommentar): Mittelstand im Vergleich. -- II. Tageszeitungen und journalistischer Beruf 1920-1960: Gerd Meier: Innovation und Tradition in der Regionalpresse zwischen Weimar und Bundesrepublik. - Jörg Requate: Vorbild Amerika? Zur Presseentwicklung in Deutschland und den USA zwischen den 1920er und den 1960er Jahren. - Huub Wijfjes: Kontrollierte Modernisierung. Form und Verantwortung im niederländischen Journalismus 1914-1960. - Clemens Zimmermann (Kommentar): Presse und Journalisten im internationalen Vergleich 1920-1960. -- III. Säkularisierung, Entkirchlichung und protestantisches Milieu 1920-1960: Wolfhart Beck: Rückzug unters Kreuz oder Aufbruch in die Welt? Evangelische Gemeinden in Westfalen 1920-1960. - Manfred Gailus: Glaube und Unglaube in der "Hauptstadt der Gottlosen". Großstadtprotestantismus und Transformationen des Religiösen in Berlin (1900-1970). - Jochen-Christoph Kaiser (Kommentar): Milieus im Wandel. Der Protestantismus 1920-1960. -- IV. Eugenik, Psychiatrie und Patienten 1920-1960: Hans-Walter Schmuhl: Die Tücken der Reformpsychiatrie. Das Beispiel Westfalen 1920-1960. - Volker Roelcke: Konzepte, Institutionen und Kontexte in der deutschen Psychiatrie des 20. Jahrhunderts. Kontinuitäten und Brüche. - Joost Vijselaar: Ein ausländischer Zweig der "Weimarer Reformpsychiatrie". Die niederländische Psychiatrie und die Fürsorge für psychisch Kranke 1920-1960. - Hans Jakob Ritter: Eine ununterbrochene Tradition. Entwicklungslinien in der schweizerischen Psychiatrie 1920-1960. - Franz- Werner Kersting (Kommentar): Psychiatrie in Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. -- V. Raub, Enteignung und Rückerstattung des Vermögens von Juden in Mitteleuropa - Bruch und Gegenbruch 1930-1960: Marlene Klatt: "Arisierung" und Rückerstattung in westfälischen Städten. Die Städte Hagen, Arnsberg und Niedermarsberg. - Hans-Christian Dahlmann: "Arisierung" und Gesellschaft in Witten. - Brigitte Bailer-Galanda: "Arisierungen" und Rückstellungen in Österreich. - Frank Bajohr (Kommentar): "Arisierung" und Restitution: Drei kommentierende Bemerkungen. -- VI. 1945 als Zäsur in mitteleuropäischen Historiographien: Benjamin Ziemann: Modernisierung, Politik und Region in der Gesellschaftsgeschichte Westfalens 1920-1960. - Thomas Schlemmer/Dietmar Süß: An der Wiege der "zweiten Moderne". Gesellschaft und Politik in Bayern 1920-1975. - Friso Wielenga: Kontinuität und Veränderung. Politik und politische Kultur der Niederlande 1917-1970. - Georg Kreis: Kontinuitäten und Brüche im Verhältnis zu den Zäsuren 1918 und 1945 in der Schweiz. Zwei Nachkriegszeiten im Vergleich. - Michael Prinz (Kommentar): 1945 als soziale Zäsur im Vergleich. Die Schweiz, die Niederlande, Norddeutschland und Bayern. -- VII. Diskussion: Christiane Streubel: Gesellschaftlicher Wandel im Jahrhundert der Politik. Die Jahre 1920-1960 in vergleichender Perspektive. Zentrale Debatten der Tagung des Westfälischen Instituts für Regionalgeschichte, Münster 20.-22. Januar 2005. - X,547 Seiten, gebunden (Forschungen zur Regionalgeschichte; Band 58/Verlag Ferdinand Schöningh 2007) leichte Lagerspuren












