Anwälte der Freiheit! Humanisten und Reformatoren im Dialog
Begleitband zur Ausstellung im Reuchlinhaus Pforzheim, 20. September bis 8. November 2015. Im Auftrag der Stadt Pforzheim hrsg. von Matthias Dall'Asta. Der Band dokumentiert zunächst die Ausstellung, in der zehn Humanisten vorgestellt werden, die jeweils mit zehn Städten und zehn Themen verbunden sind. Insbesondere wird so die Internationalität und Bandbreite der "humanistischen Bewegung" deutlich - und es wird sichtbar, inwiefern sich Humanismus und Religion gegenseitig bedingen und die Reformation ohne den Humanismus nicht denkbar ist. Zehn Beiträge einer begleitenden wissenschaftlichen Tagung vertiefen das Thema und untermauern die These, dass Humanismus und Religion keine Gegensätze sind. - In der Überzeugung, "dass jede ernst zu nehmende populäre Präsentation ein solides wissenschaftliches Fundament benötigt und [...] umgekehrt Wissenschaft den Weg in die gesellschaftlichen Diskurse nicht zu scheuen braucht" (Isabel Gresche im Geleitwort) verbindet dieser Band die Dokumentation einer Ausstellung für interessierte Laien mit den wissenschaftlichen Beiträgen der begleitenden Tagung "Humanisten und Reformatoren - Brüder im Geiste?". Mit Johannes Reuchlin als Ausgangspunkt macht der Band den Beitrag der humanistischen Bewegung zur Reformation zum Thema. Zum einen durch eine Tagung im Rahmen der Pforzheimer Reuchlinkongresse, die unter dem Titel 'Humanisten und Reformatoren - Brüder im Geiste?' vom 22. bis 24. Mai 2014 ausgewiesene Humanismusforscher und Theologen in Pforzheim versammelte. Und zum anderen in Form einer komplementären Ausstellung 'Anwälte der Freiheit! Humanisten und Reformatoren im Dialog'. Die Pforzheimer Ausstellung knüpft mit ihrem Titel an einen Straßburger Holzschnitt an, auf dem Reuchlin, Luther und Ulrich von Hutten 1521 programmatisch als "Patroni Libertatis" dargestellt sind. Der Band dokumentiert die Stationen und zentralen Exponate der Ausstellung und enthält die zehn ausgearbeiteten Beiträge des 8. Internationalen Reuchlin-Kongresses. Die Tagung sollte den weiten Raum dieses Themenkomplexes schon einmal erkunden, zentrale Persönlichkeiten beleuchten und neueste Forschungen vorstellen. Sie sorgte für eine Tiefendimension, die durch die Ausstellung allein nicht eröffnet werden kann. Die im zweiten Teil dieses Bandes enthaltenen Tagungsbeiträge zeigen Zusammenhänge und Widersprüche auf und beleben das zwischen religiöser Erregung, Historiographie, Medizingeschichte und Kabbala weit gesteckte Feld durch die Komplexität ihrer Perspektiven. Demgegenüber muss die im ersten Teil dieses Bandes dokumentierte Ausstellung vereinfachen: Hier geht es darum humanistische Gedanken und Errungenschaften in allgemein verständlicher Form nahe zu bringen und einen Gesamtzusammenhang zwischen Humanismus und Reformation zu skizzieren. Klar in zehn Stationen strukturiert, werden zehn Themen, verbunden mit zehn Persönlichkeiten und zehn Städten, vorgestellt. Die selbstverständliche Internationalität der humanistischen Bewegung wird damit ebenso deutlich wie die Bandbreite der Themen, die durch einen neuen Blick auf die Welt neue Möglichkeiten entfalteten. -- Aus dem Inhalt: TEIL I: Stationen und Exponate. - Einführung: Wilhelm von Kaulbachs Wandgemälde "Das Zeitalter der Reformation". - 1. Francesco Petrarca (1304-1374). Avignon - Die Entdeckung des Individuums. - 2. Enea Silvio Piccolomini (1405-1464). Rom - Europäischer Kulturtransfer. - 3. Giovanni Pico della Mirandola (1463-1494). Florenz - Die Würde des Menschen. - 4٠ Johannes Argyropulos (ca. 1415-1487). Konstantinopel - griechische Exilanten. - 5. Aldo Manuzio (1449-1515). Venedig - Buchdruck. - 6. Andreas Vesalius (1514-1564). Padua - Medizin. - 7. Nikolaus Gerbel (1485-1560). Straßburg - Sprachen und Glaube. - 8. Johannes Reuchlin (1455-1522). Pforzheim - Humanismus und Komödie. - 9. Philipp Melanchthon (1497-1500). Bretten - Humanismus und Reformation (von Maria Lucia Weigel). - 10. Martin Luther (1483-1546). Wittenberg - Reformation und Gedächtnis (von Maria Lucia Weigel). -- TEIL II: Tagungsbeiträge. - Thomas Kaufmann: Humanismus und 'religiöse Erregung' im Zeichen der Reformation. - Carmen Cardelle de Hartmann: Petrarcas 'Secretum' in den deutschen Klöstern. Die monistische Lektüre eines humanistischen Werkes. - Stefan Bauer: Enea Silvio Piccolomini als Geschichtsschreiber. - Ulrich Bubenheimer: Zur vorreformatorischen Rezeption des italienischen Humanismus in Erfurt und Wittenberg bei Martin Luther und Andreas Karlstadt. - Christian Gastgeber: Griechisch als Bestandteil der humanistischen Bildung in Deutschland. - Christian Herrmann: Griechische Aldinen in Deutschland als Beispiel humanistischer Publikationspolitik. - Klaus Bergdolt: Paracelsus, Vesal und die Metapher "Luther der Medizin". - Matthias Dall’Asta: Nikolaus Gerbel aus Pforzheim (1485-1560). Philologie im Dienst von Humanismus und Reformation. - Franz Posset: "Vom Sumpf und den Bächen zurück zu den Quellen". - Anselm Schubert: Die Wittenberger Reformation und die christliche Kabbala (1516-1524). - 184 Seiten mit 37 Farb- und 40 s/w-Abb., gebunden (Universitätsverlag Winter 2015)












