Spätantike Konzeptionen von Literatur
Hrsg. [und eingeleitet] von Jan R. Stenger. Die veränderten kulturellen Bedingungen der Spätantike riefen auch neuartige Konzeptionen von Literatur hervor. In produktiver Beschäftigung mit kanonischen Texten reflektierten spätantike Denker über Autorschaft, Referentialität, Hermeneutik und die Wirkungen von Texten. Sechs deutsch- und vier englischsprachige Beiträge loten exemplarisch die Vorstellungen griechischer und lateinischer Autoren der Spätantike darüber aus, was "Literatur" ist und welche Funktionen sie erfüllt. Sie gehen auf Vorträge zurück, die auf einer Tagung (5./6.5.2011) an der Freien Universität Berlin gehalten wurden. - Die Spätantike ist eine Epoche, in der intensiv mit Texten früherer Zeiten umgegangen wurde und Literatur in einer erstaunlichen Fülle entstand. Kommentare und literarische Werke setzten sich mit klassischer Prosa und Dichtung auseinander; Exegeten rangen um das Verständnis der Bibel. Veränderte kulturelle Bedingungen wie die Ausbreitung des Christentums schlugen sich in einer eigenen literarischen Ästhetik nieder, riefen aber auch neuartige Konzeptionen von Literatur hervor. In produktiver Beschäftigung mit kanonischen Texten reflektierten spätantike Denker über Autorschaft, Referentialität, Hermeneutik und die Wirkungen von Texten. Die Beiträge dieses Bandes diskutieren, inwieweit sie theoretische Positionen dazu entwickelten, was Literatur ist und welche Funktionen sie erfüllt. Gefragt wird auch, ob diese Reflexionen spezifisch spätantik sind. Diese Fragestellung lädt ein, das literarische System der Spätantike neu zu bewerten, und schlägt eine Brücke zu den modernen Literaturwissenschaften. -- Aus dem Inhalt: Mark Vessey: Literature, Literary Histories, Latin Late Antiquity. The State of a Question. - Susanna Elm: Apology as Autobiography. An Episcopal Genre? Emperor Julian, Gregory of Nazianzus, Augustine of Hippo. - Bettina Bohle: Sind Platons Dialoge Literatur? Olympiodors Kommentar zu Platons 'Gorgias' und der Figur des Kallikles. - Martin Hose: Intertextualität als hermeneutisches Instrument in spätantiker Literatur. Das Beispiel Ammianus Marcellinus. - Therese Fuhrer: 'Diversa in verbis intellegi possunt'. Augustin über Text, Textproduktion und Interpretation. - Bardo Maria Gauly: Claudians 'Phoenix' und die Frage der Allegorie. - Ute Tischer: 'Miscet figuras'. Servius über Dichtung und Realitätsbezug in Vergils Eklogen. - Josef Lössl: 'Recapitulatio'. Eine rhetorische Technik als Literaturkonzept. - Marco Formisano/Cristiana Sogno: The Ways of 'veritas'. Historiography, Panegyric, Knowledge. - Jan R. Stenger: John Chrysostom and the Power of Literary Imagination. - 237 Seiten, gebunden (Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften. Neue Folge. 2. Reihe; Band 149/Universitätsverlag Winter 2015)












