
Linker Kitsch
Bekenntnisse - Ikonen - Gesamtkunstwerke. Hrsg. von Bettina Gruber und Rolf Parr. Gibt es einen spezifisch "linken" Kitsch in Abgrenzung zu politisch "rechtem"? Dieser vernachlässigten, für das Verständnis "linken Denkens" seit der Französischen Revolution aber wichtigen Frage gehen die elf Beiträge dieses Bandes nach. Gezeigt wird, dass "linkes" Denken aus ganz anderen Gründen kitschanfällig ist als sein "rechtes" Pendant, auch wenn die Pathosformeln sich mitunter frappierend ähneln. Denn während rechte Ideologien den Veränderungsdruck der Moderne kompensieren, streben linke eher danach, ihn nach dem Motto "Mehr desselben" zu überbieten. Dieses Phänomen »linker Kitsch« nimmt der Band in historischer und theoretischer Hinsicht anhand von sprachlichen, bildlichen und filmischen Beispielen in den Blick, sodass es in seinem konstitutiv transmedialen Charakter zur Geltung kommt. - Aus dem Inhalt: Bettina Gruber/Rolf Parr: Linker Kitsch? Zur Einleitung. - Bettina Gruber: Sublimer Kitsch und intellektuelle Allmachtsphantasie. Ein Blick auf Heiner Müller und Bertolt Brecht unter besonderer Berücksichtigung von »Zement« und »Die Maßnahme«. - Heinz-Peter Preusser: Die verletzliche Natur. Adam Müllers politische Romantik und die spätere DDR-Literatur. Eine Parallelkonstruktion. - Thomas Küpper: Kitsch unter »Naturschutz«. Walter Benjamins Interesse am Banalen. - Klaus Kreimeier: »...eingeschreint in dem großen Herzen der Arbeiterklasse«. Opferrhetorik in Texten und Bildern linker Bewegungen. - Michael Rohrwasser: Wanderkitsch und Todeskitsch. - Walter Schmitz: Volkstümlichkeit oder "Kitsch": Johannes R. Bechers Lyrik für die DDR. - Alexandra Pontzen: Kitsch bei Suhrkamp. - Wolfgang Müller-Funk: Kitsch. Reflexionen über eine in die Jahre gekommene Kategorie ästhetischer Wertung: Broch, Adorno, Kundera. - Rolf Parr: "Viva Maria!" und die Studentenbewegung. Vier Modi der Rezeption von Kitsch. - Matteo Galli: Heimat all'italiana? (Post-)linker Kitsch in "La meglio gioventù" (2003) von Marco Tullio Giordana. - 197 Seiten mit 17 Abb., broschiert (Wilhelm Fink Verlag 2015) leichte Lagerspuren