
Scherer, Johanna: Mit den Händen messen
Verkörperung von Maß als selbstreflexive Strategie in Künstlerselbstbildnissen des 16. Jahrhunderts. Selbstbildnisse wurden im 16. Jahrhundert häufig zur Werbung um Patronage und im Konkurrenzkampf genutzt. Die Studie widmet sich einem Corpus italienischer Beispiele aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ihrem typologischen Zusammenhang. Im Zentrum steht das Motiv der aus dem Bild weisenden Hand, die eine Gestik des Messens ausführt - ein Motiv, das einerseits gezielt das wirkungsästhetische und raumgreifende Potential der an den flachen Bildträger gebundenen Malerei auslotet und andererseits die Idee eines individuellen Maßstabs aufruft. - Selbstbildnisse wurden im 16. Jahrhundert häufig zur Werbung um Patronage und zum Wetteifer mit der Konkurrenz genutzt. Die Studie widmet sich einem Corpus von "autonomen", vornehmlich italienischen Beispielen aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und ihrem typologischen Zusammenhang: gemeinsam ist ihnen insbesondere eine spezifische Inszenierung der Hand, ein spezifisches Motiv: die aus dem Bild weisende, in Verkürzung dargestellte Hand, die eine Gestik des Messens ausführt. Ihre Überlegungen zur Selbstreflexivität des Selbstbildnisses entwickelt Johanna Scherer beispielhaft an dieser Gruppe, ausgehend vom Motiv der Hand. Ziel ist es, durch die Erforschung der Deutungsmöglichkeiten des Motivs unter der skizzierten Perspektive einen Beitrag zum Verständnis der Gattung des Künstlerselbstporträts in der frühen Neuzeit zu leisten. Durch den Rekurs auf zeitgenössische Kunsttheorien wird verständlich, dass dieses Motiv gezielt das wirkungsästhetische und raumgreifende Potential der an den flachen Bildträger gebundenen Malerei auslotet. Gleichzeitig wird durch die Gestik die Idee eines individuellen Maßstabs aufgerufen, die mit den Begriffen maniera und giudizio verknüpft ist. Neben dem künstlerischen, spielt auch das ethische Urteilen eine zentrale Rolle, insbesondere bei Selbstbildnissen, die den Künstler gemeinsam mit einem Freund zeigen. 330 Seiten mit 10 Farb- und 55 s/w-Abb., gebunden (VDG Weimar im Jonas Verlag für Kunst und Literatur 2017)