Keynes, John Maynard: Freund und Feind
Zwei Erinnerungen. [Hrsg., mit einem Vorwort, einer Vorbemerkung zum zweiten Text und einer Liste der nicht unter ihrem vollen Namen erwähnten Personen versehen von David Garnett]. Aus dem Englischen von Joachim Kalka. Mit einer Einleitung von Dorothea Hauser. Der Band bietet die autobiographischen Texte "Meine frühen Überzeugungen" (datiert 1938) und "Dr. Melchior - Ein besiegter Feind" (vorgetragen im Februar 1920), die Keynes als einen hervorragenden und originellen Schriftsteller zeigen. Gustav Seibt: "Das Buch gehört zu den vielen Geheimdokumenten, welche die bessere, unterlegene Seite des kurzen, schrecklichen Jahrhunderts zwischen 1914 und 1989 darstellen. Man sollte sie sammeln und in Ehren halten". - Im zweiten Text, "Meine frühen Überzeugungen", widmet sich Keynes den - aus Sicht des älteren Keynes: realitätsfremden - Ansichten seiner jungen Jahre, vor allem im Umfeld von Cambridge und in den Diskussionen des berühmten Intellektuellezirkels Bloomsbury. In "Dr. Melchior - Ein besiegter Feind" erinnert sich Keynes zum einen scharfsichtig und satirisch an das lächerlichen Gebaren der meisten Delegierten während der Versailler Friedensverhandlungen nach dem Ersten Weltkrieg, an denen er als Vertreter des britischen Schatzamtes teilnahm; vor allem aber an die Freundschaft - Keynes spricht offen von Liebe - des Briten zu Carl Melchior, einem jüdischen Bankier aus Hamburg und als Leiter der deutschen Finanzdelegation Keynes' Verhandlungspartner auf Seiten der besiegten Deutschen und für Keynes der einzige Lichtblick in der deutschen Delegation. Eine einzigartige Nahaufnahme der Monate nach Ende des Ersten Weltkriegs, die schicksalshaft für Europa wurden. Für seinen Biographen Robert Skidelski ist dieser Text, zusammen mit der hier erstmals auf deutsch veröffentlichten Erinnerung an Bloomsbury das "persönlichste und beste, was Keynes je geschrieben hat". - Die Texte wurden zum Vorlesen in einem intimen Freundeskreis der Bloomsbury-Gruppe verfasst; ihre postume Veröffentlichung erfolgte 1949, vom Autor ausdrücklich testamentarisch autorisiert. "Beide Memoirentexte sind hier abgedruckt, wie sie niedergeschrieben wurden. [...] der Leser dieses Buches möge sich daran erinnern, dass er privilegiert ist. Er hört das, was nur für die Ohren jener bestimmt war, zu denen der Autor ohne jeglichen Rückhalt sprechen konnte [...]" (David Garnett im Vorwort). 4. Auflage, 126 Seiten mit drei Abb., Halbleinen (Berenberg Verlag 2015)












