
Hübener, Andrea: Kreisler in Frankreich
E.T.A. Hoffmann und die französischen Romantiker (Gautier, Nerval, Balzac, Delacroix, Berlioz). E.T.A. Hoffmann betritt ab 1828 die literarische Bühne Frankreichs in der Maske einer dichterischen Figur - dem Kapellmeister Kreisler, der den französischen Romantikern als das Abbild seines Schöpfers gilt. Hoffmanns Werk, das unter dem Titel 'Contes fantastiques' erscheint, wird schnell zur Mode. Kreisler sowie die Künstler und Kunstenthusiasten der Fantasie- und Nachtstücke dienen den jungen Romantikern dabei als Rollenfiguren im Kampf gegen eine akademische Kunstdoktrin. Die aus Bildern, Dichtung und Musik des 'Romantisme' ablesbare heterodoxe Auseinandersetzung mit Hoffmanns Werk bleibt nicht ohne Rückwirkung auf dieses selbst wie auf die kurz zuvor erschienene Übersetzung von Goethes Faust I, den man in Frankreich auch als Fantasiestück in Hoffmanns Manier liest. Die Arbeit untersucht die Werke der sich in wechselnden Besetzungen und mit unterschiedlichen Zielen in 'cénacles' zusammenfindenden Künstler des 'Romantisme' und setzt sie in Beziehung zum Oeuvre E.T.A. Hoffmanns. Die spezifische Rolle, die dabei der Literatur zukommt, drückt sich auch in der Gliederung des Buches aus: Die Dichtungen Hoffmanns und frühe Veröffentlichungen im Kontext seines Bekanntwerdens in Frankreich, die entscheidenden Einfluss auf das Bild haben, das man sich von Werk und Dichter in der Folgezeit macht, bilden im ersten Kapitel die Grundlage für alle weiteren. Théophile Gautier, Gérard de Nerval und Honoré de Balzac werden als drei Beispiele für das dichterische Nachleben von Hoffmann exemplarisch untersucht. Ein weiteres Kapitel gilt dem in chronologischer Hinsicht eigentlich an die erste Stelle gehörenden Maler Eugène Delacroix. Das Buch schließt mit einem Kapitel zu den literarischen und musikalischen Werken von Hector Berlioz. Die untersuchten Werke der französischen Künstler stammen überwiegend aus den zwanziger und dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts oder beziehen sich wie die späteren Rückblicke bei Gautier, Nerval und Berlioz zumindest auf diese Zeitspanne des romantischen Aufbruchs in Frankreich. 395,XII Seiten mit 30 Abb., broschiert (Germanisch Romanische Monatsschrift; Beiheft 22/Universitätsverlag Winter 2004)