
Venus, Jochen: Referenzlose Simulation?
Argumentationsstrukturen postmoderner Medientheorie am Beispiel von Jean Baudrillard. Aus der Einleitung: »Baudrillards Hauptthese, daß die Medien die Wirklichkeit nicht widerspiegeln, sondern daß die ebenso glatte wie fragmentarische und anarchische Oberflächlichkeit technisch vermittelter Realität (in Baudrillards Termini: die Hyperrealität der Medien) die menschliche Erfahrungswirklichkeit überlagert und zurückdrängt, die menschliche Erfahrungswirklichkeit heute als sekundäre, von der Hyperrealität der Medien abgeleitete Wirklichkeit anzusehen ist, diese These erfreut sich sowohl im Feuilleton als auch im medientheoretischen Diskurs großer Beliebtheit. Daß sich die These universaler medialer Simulation im medientheoretischen Diskurs als eine feste Größe hat etablieren können, ist auf den ersten Blick höchst merkwürdig, handelt es sich bei ihr doch um einen offensichtlichen immanenten Selbstwiderspruch: der Befund, daß zwischen Realem und Imaginärem nicht mehr unterschieden werden könne, das Reale in der Hyperrealität der Medien untergegangen und ein Zustand universaler, referenzloser Simulation erreicht sei, wird durch seine operative Voraussetzung, einen Ort außerhalb der konstatierten Simulation einnehmen zu müssen, dementiert. Die unumgängliche Medialität von Theorie widerspricht solcher Medientheorie. [...] die vorliegende Arbeit [folgt] dem immanenten Selbstwiderspruch der Simulationstheorie und zeichnet nach, auf welche Weise die Insignifikanz, die mit diesem Widerspruch verbunden ist, überbrückt wird und die Simulationstheorie die für ihre Zirkulation notwendige Stabilität erreichen kann. Da der immanente Selbstwiderspruch, von dem die Simulationstheorie regiert wird - als ein solcher begriffen - die Theorie unmöglich macht, muß die Simulationstheorie die Struktur ihrer Basisannahme verschleiern. Argumentative Signifikanz kann sie demgegenüber nur dadurch entfalten, daß alternative Konzeptualisierungen ihres Gegenstandsbereiches als inadäquat plausibilisiert und verabschiedet werden.« 127 Seiten, broschiert (Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Reihe Philosophie; Band 217/Königshausen & Neumann 1997) leichte Lagerspuren