
Meerwald, Johannes: Spanische Häftlinge in Dachau
Bürgerkrieg, KZ-Haft und Exil. Johannes Meerwald beleuchtet die weitverzweigten Wege, auf denen spanische Geflüchtete aus Frankreich in das KZ Dachau gelangten und rückt dabei die Perspektive der Verfolgten in den Vordergrund. - Anschaulich zeigt er, wie die Spanier versuchten, sich im brutalen Lageralltag zu behaupten. Gegen Ende des Spanischen Bürgerkrieges mussten Hunderttausende Republikanerinnen und Republikaner vor Francos Truppen nach Frankreich fliehen. Mit dem deutschen Überfall auf das Land gerieten sie in das Visier der Besatzer, die Tausende von ihnen als »Rotspanier« verfolgten und in Konzentrationslager verschleppten. Auch in das KZ Dachau. Deutlich wird die spezifische Tragik in den Lebensgeschichten der Spanier. Auch nach Kriegsende konnten die spanischen Überlebenden nicht in ihre Heimat zurückkehren, die bis 1975 von Franco diktatorisch regiert wurde. Sie mussten, heimatlos und gezeichnet von Krieg und Lagerhaft, in das Exil nach Frankreich zurückkehren und sich dort erneut organisieren. Ziel der Studie ist es, die Geschichte der spanischen Verfolgten in den historischen Kontext des Lagerkomplexes Dachau einzuordnen und die Bedeutung des Konzentrationslagers in der nationalsozialistischen Repressionspolitik gegen die Spanierinnen und Spanier herauszuarbeiten. Leitend für diese Analyse sind die folgenden Forschungsfragen: Aufgrund welcher Motive verschleppten die Nationalsozialisten Spanierinnen und Spanier in den Dachauer Lagerkomplex und wie waren diese mit der deutschen Besatzungspolitik in Frankreich verknüpft? Welche gruppenspezifischen Erfahrungen machten die spanischen Häftlinge im Dachauer Lagerkomplex und inwiefern wirkte der Spanische Bürgerkrieg noch im Konzentrationslager nach? Wie reagierten die spanischen Häftlinge auf die Lagerhaft und welche äußeren Faktoren nahmen Einfluss auf ihre Existenzbedingungen im KZ Dachau und seinen Außenlagern? Welche Wege gingen die spanischen Überlebenden nach der Befreiung und welche Konsequenzen hatte die fortdauernde franquistische Diktatur in Spanien auf ihr Leben in der Nachkriegszeit? Diese Fragen werden in drei chronologisch angelegten Kapiteln beantwortet. Zunächst wird die Phase der Verfolgung zwischen 1940 und 1943 in den Blick genommen, in der die SS primär Spanier aus dem Lagerkomplex Mauthausen-Gusen, aber auch einzelne spanische politische Gegner aus Frankreich nach Dachau überstellte. Daran anschließend thematisiert das zweite Kapitel das letzte Kriegsjahr, in dem die deutschen Besatzer spanische Widerstandskämpfer aus Frankreich nach Dachau deportierten, um sie zur Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie heranzuziehen. Abschließend wird auf die Befreiungs- und Nachkriegszeit eingegangen, in der sich die spanischen Überlebenden innerhalb des neuen politischen Gefüges orientieren mussten. 128 Seiten, broschiert (Kleine Reihe zur Geschichte und Wirkung des Holocaust; Band 4/Wallstein Verlag 2022) leichte Lagerspuren