Rumel, Daniel: Liebe und Leerheit
Eine komparative Verhältnisbestimmung des Liebesbegriffs bei Hans Urs von Balthasar und des Leerheitsbegriffs bei Daisetsu Teitaro-Suzuki. Das Gespräch zwischen Buddhismus und Christentum gelangte an fast allen Punkten seiner älteren und jüngeren Geschichte an einen zentralen Konfliktpunkt: Der christliche Gott der Liebe schien dem buddhistischen Begriff der absoluten Leerheit jeder Person bisher immer unvereinbar gegenüberzustehen. Die Studie unterzieht diese Ansicht einer eingehenden Lektüre, indem anhand zweier, den jeweiligen Diskurs leitend prägender Autoren die Begriffe von Liebe und Leerheit tiefenanalytisch ausgearbeitet und ins Verhältnis gesetzt werden. - Die Leitfrage dieser Arbeit geht durch drei Ebenen: Zunächst versucht sie, die oben formulierte Generalverurteilung des Buddhismus durch christliche Theologen und christlich geprägte Philosophen gänzlich neu zu bearbeiten. Dies vollzieht sich dadurch, dass auf einer zweiten Ebene die Frage nach Liebe und Leerheit der essentialistischen Argumentation enthalten und in eine mikrologische Untersuchung überführt wird. Zeigt sich in dieser, dass sich zwischen den beiden Grundmomenten von Liebe im christlichen- und Leerheit im buddhistischen Kontext Resonanzen ergeben, wird die oftmals in essentialistischen Argumentationen auftretende Generaldifferenz einer frontalen Kritik ausgesetzt, gegen die dann nur eine ebenfalls mikrologische Studie angeführt werden könnte. Eine dritte Ebene liegt in der Möglichkeit, dass sich der christliche Liebesbegriff von Balthasars durch seine kenotische Prägung in einen Leerheitsgedanken überführen lässt. Spiegelbildlich hängt der Leerheitsbegriff Suzuki eng mit dem Begriff des allumfassenden Mitgefühls zusammen, den man durchaus mit dem Wort "Liebe" übersetzen kann. Durch eine Tiefendurchdringung der beiden leitenden Konzepte von Liebe und Leerheit kann also ein Problemzusammenhang aufgezeigt werden, der in beiden Traditionen anwesend ist, wodurch eine Ebene erreicht wird, in der die Frage nach Liebe und Leerheit von einem Diskurszusammenhang zwischen buddhistischen und christlichen Schulen in eine Frage überführt wird, die beiden Traditionen aus sich heraus gestellt ist. Gelingt dies, kann aus der gewonnenen Tiefenstruktur heraus gefragt werden, wie die Aufarbeitung des Zusammenhangs von Liebe und Leerheit bei Suzuki Anfragen an das Denken von Balthasars stellt, die dieses bereichern können. Weiter können die Lösungsansätze der Spannungen im buddhistischen Kontext bei Teitaro Suzuki auf ihre Anwendbarkeit auf die Spannungen im Liebes- und Leerheitsdenken von Balthasars hin befragt werden. XIV,476 Seiten, gebunden (Beiträge zur Komparativen Theologie; Band 34/Brill | Schöningh 2021) leichte Lagerspuren












