Gilomen, Hans-Jörg: Identität, Differenz und Abgrenzung
Studien zu christlich-jüdischen Beziehungen im Mittelalter. Identität ohne Abgrenzung von dem, was außerhalb liegt, kann es kaum geben. Dies trifft nicht nur auf minoritäre Gruppen und Minderheiten zu, sondern auch auf die jeweilige Mehrheit, die sich von Abweichendem distanziert. Identität hebt Differenzen hervor, die positiv oder negativ gedeutet werden. Gegenüber anderen, im Spätmittelalter zunehmend an den Rand gedrängten Gruppen unterschieden sich die Juden durch ihre eigenständige und umfassende, vor allem religiös strukturierte Kultur, die ihnen auch Zusammenhalt und Selbstbehauptung bot. Die Sorge, in der Diaspora unterzugehen, blieb immer präsent. Vor allem im Laufe des Spätmittelalters errichteten und festigten die christliche Kirche und christliche Obrigkeiten Barrieren und Abgrenzungen. In einer Zeit zunehmender Anomie, in welcher herrschende Normen ins Wanken gerieten und bestehende Werte und Orientierungen an Verbindlichkeit verloren, wurde immer mehr als abweichend Empfundenes als Bedrohung wahrgenommen, schärferer Repression unterworfen und an den Rand gedrängt. Der Band versammelt zehn Studien von Hans-Jörg Gilomen zu christlich-jüdischen Beziehungen im Mittelalter, die unterschiedliche Aspekte dieses Spannungsfeldes thematisieren. -- Aus dem Inhalt: I. Juden in den spätmittelalterlichen Städten des Reichs: Normen - Fakten - Hypothesen; - II. Jüdische Migration in die Städte im Spätmittelalter: »Ganz Israel ist füreinander verantwortlich beim Tragen der Last des Exils«; - III. Forderungen der Siedlungssegregation von Juden und Christen. Akteure, ihre Anliegen und ihre Vorstellungen; - IV. Städtische Sondergruppen im Bürgerrecht; - V. Die ökonomischen Grundlagen des Kredits und die christlich-jüdische Konkurrenz im Spätmittelalter; - VI. Jüdische Zinsdarlehen und Kredite der Montespietatis; - VII. Silbermangel und jüdische Geldleihe. Prämerkantilistische Bedenken gegen den lombardischen und jüdischen Geldhandel im Spätmittelalter; - VIII. Christen als Geldgeber jüdischer Geldverleiher. Ein Zürcher Beispiel; - IX. Die Substitution jüdischer Kredite im Mittelalter. Das Beispiel Zürichs; - X. Kooperation und Konfrontation. Juden und Christen in den spätmittelalterlichen Städten im Gebiet der heutigen Schweiz. VIII,501 Seiten mit 23 Tabellen, 11 Farb- und s/w-Tafeln nebst einer Karte, gebunden (Forschungen zur Geschichte der Juden. Abteilung A: Abhandlungen; Band 34/Harrassowitz Verlag 2025) leicht bestoßen












