
Paul Valéry: Für eine Epistemologie der Potentialität
Hrsg. [und eingeleitet] von Pablo Valdivia Orozco und Andrea Allerkamp. Mit Potentialität verbindet Valéry eine grundsätzliche Dimension: es ist der Moment, in dem sich der Mensch der Möglichkeiten seines Wissens bewusst wird. 14 Beiträge (vier davon französisch) diskutieren aus unterschiedlichen Perspektiven die Frage der Potentialität und die Konsequenzen einer Epistemologie der Potentialität. - Wie kaum ein Denker hat sich Paul Valéry zeitlebens mit dem Vermögen des menschlichen Geistes beschäftigt. Mit Potentialität verbindet Valéry eine grundsätzliche Dimension. Es ist der Moment, in dem sich der Mensch der Möglichkeiten seines Wissens bewusst wird. Denken tritt auf diese Weise in ein Verhältnis zu sich selbst ein; es erschöpft sich nicht in den eigens realisierten Möglichkeiten. Ein Denken zu begreifen, das sich überschüssig zu seinen Artikulationen verhält, führt Valéry zu einer Reflexion, die noch vor jede Konkretisierung möchte. Um der grundsätzlichen und transdiziplinären Dimension dieser Reflexion zu entsprechen, versammelt der Band 14 Beiträge (darunter vier in Französisch), die aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen die Frage der Potentialität diskutieren. Für eine Epistemologie der Potentialität zu plädieren, zieht weitreichende Konsequenzen nach sich: Unser Wissen als einen ebenso theoretisch wie auch praktisch zu ermöglichenden Prozess zu bedenken, eröffnet über die Valéry-Forschung hinaus neue inter- und transdisziplinäre Forschungsperspektiven. -- Aus dem Inhalt: Pablo Valdivia Orozco: 'Un germe vit'. Paul Valéry und das Wissen vom potentiellen Individuum. - Thomas Vercruysse: Le potentiel de l’espace chez Valéry, Debord et Simondon. - Nataniel Christgau: Poïétique der Potentialität. Paul Valérys Monsieur Teste. - Benedikt Krüger: 'Résistance und Résonance' in Valérys 'Cahiers'. Mögliche Grundlagen einer Ästhetik. - Karin Krauthausen: Modélisation épistémique en littérature. L’impossible Monsieur Teste et le possible Léonard chez Paul Valéry. - Hjördis Becker-Lindenthal: Sokrates im Anthropozän. Gedanken zum Menschen-Möglichen
im Ausgang von Blumenberg und Valéry. - Norbert Schappacher: Paul Valéry et la potentialité des mathématiques. - Susanna Hübschmann: Das "réel" als "infinité potentielle". Zum Verhältnis von Wirklichkeit und Möglichkeit im Denken Valérys. - Erik Martin: Baustoffe des Möglichen. Valérys 'Eupalinos' und die Ästhetiken der Avantgarde. - Sebastian Schönbeck: "Es gibt Worte, die sind Bienen für den Geist." Paul Valérys Bienen der Sprache und Karl von Frischs Sprache der Bienen. - Sergio Ugalde Quintana: Das Vermögen der Intellektuellen. Paul Valéry und Alfonso Reyes am 'Internationalen Institut für geistige Zusammenarbeit'. - Andrea Allerkamp: Qualquelle. Derridas Muse Valéry. - Chiara Caradonna: 'Janus confronté'. Für eine Sprache der Lust. - Jean-Christoph Cavallin: Le Poème comme acte pur (Pour une épistémologie de la nécessité). - 347 Seiten, gebunden (Germanisch-Romanische Monatsschrift; Beiheft 74/Universitätsverlag Winter 2017)