
Heider, Katharina: Vom Kunstgewerbe zum Industriedesign
Die Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle/Saale von 1945 bis 1958. Unter welchen Einflüssen und Bedingungen wandelte sich die heutige Kunsthochschule Burg Giebichenstein zwischen 1945 und 1958 von der einstigen Kunstgewerbeschule zur Hochschule für industrielle Formgestaltung? Welche Wirkungen hatte dies auf die Kunst? Inwiefern lässt sich die 'Hochschule für industrielle Formgestaltung' mit der HfG Ulm vergleichen? - Die Studie erforscht den Wandel der Burg Giebichenstein zwischen 1945 und 1958 und untersucht, welche Personen, Ereignisse und Prozesse dazu führten, dass es innerhalb dieser 13 Jahre zur vollständigen Schwerpunktverlagerung einer ganzen Institution kommen konnte, sodass nicht mehr der Herstellungsprozess des kunsthandwerklichen Einzelstücks, sondern der des industriell herstellbaren Massenproduktes Gegenstand der Ausbildung wurde. In einem ersten historischen Teil wird analysiert, inwiefern die staatliche Kunst- und Bildungspolitik in der sowjetischen Besatzungszone 1945-1949 und der frühen DDR 1949-1958 diesen Wandel innerhalb der Amtszeiten von drei Direktoren herbeiführte. In einem zweiten kunsthistorischen Teil wird alsdann geprüft, ob und wie sich der Wandel der Schule aber auch der politischen und strukturellen Verhältnisse im Land auf die Kunst auswirkten. Eingebettet in den biographischen Kontext der drei Professoren für Malerei Charles Crodel, Erwin Hahs und Kurt Bunge zeigt die Arbeit, wie die Künstler politische und private Ereignisse ästhetisch reflektierten. Inwiefern die Ereignisse an der Burg Giebichenstein als singulär anzusehen sind, hinterfragt der Vergleich mit den Kunsthochschulen in Leipzig und Berlin-Weißensee. Der vergleichende Blick nach Westdeutschland richtet sich auf die Hochschule für Gestaltung Ulm. Ihr gegenüber gestellt wird die ab 1958 bestehende Hochschule für industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein unter der Frage, wie zwei in ihrem Profil ähnliche Institutionen in verschiedenen gesellschaftlichen Systemen agierten. Dabei wird auch geprüft, ob eine der beiden Institutionen die Nachfolge des Bauhaus Dessau antreten konnte. Da die Institution im diktatorischen System der DDR verankert war, muss ihre Geschichte in den Zusammenhang von ideologischen Vorgaben und politischen Zielen der staatlichen Institutionen gestellt werden. Insofern stellt sich die Frage nach Kontinuität und Wandel sowie nach Überformung durch die Diktatur der SED. Aus diesem Grund wird die Untersuchung, eingebettet in die Forschungen zur Politik, Bildung und Kunst der DDR sowie zur Landeskunde Sachsen-Anhalts, die Zusammenhänge zwischen kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen und den pädagogischen Konzeptionen an der Schule untersuchen. Anhand der historischen wie kunsthistorischen Auseinandersetzung soll den Wechselwirkungen und Interdependenzer zwischen staatlicher Kunst- und Bildungspolitik und der Institution Kunstschule nachgegangen werden. 267 Seiten mit 76 Textabb. und 7 Farbtafeln, broschiert (VDG Weimar - Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften 2010) leichte Lagerspuren