
Niedermeier, Michael: Angestammte Landschaften, mystische Einweihungsräume und arkadische Liebesgärten
Gartenkunst der Goethezeit. Herrschaftliche Gartenkunst um 1800: Die berühmten Gärten der Zeit ließen das Publikum beim Durchspazieren ein wiederzugewinnendes Goldenes Zeitalter empfinden, stellten aber, wie Niedermeier zeigt, zugleich eine bewusst inszenierte herrschaftliche Besetzung der Landschaft dar. - Die Gärten der Goethezeit mit ihren idyllischen Hainen, antikisierenden und gotischen Ruinenarchitekturen, exotischen Hütten und schattigen Höhlengängen ließen das naturbegeisterte Publikum beim Durchspazieren ein wiederzugewinnendes Goldenes Zeitalter empfinden. Die berühmten Gärten der Zeit stellten aber gleichzeitig eine bewusst inszenierte herrschaftliche Besetzung der Landschaft dar. Gärten wurden so für Eingeweihte und Standesgenossen als dynastisch-genealogische und politische Erinnerungsorte erlebbar. Im Falle von nicht standesgemäßen Liebesbeziehungen der Herrschaft konnten begehbare Initiationsräume und mystische Partien die Anziehung der Geschlechter - Verständnis weckend - auch als das Wirken naturmagischer Kräfte der Gottheiten Venus oder Isis erfahrbar machen lassen: als erotisch aufgeladene Liebeslandschaften. - Aus dem Inhalt: 1. "Die ganze Erde wird zu einem Garten": Gedächtniskonstruktionen im frühen deutschen Landschaftsgarten zwischen Aufklärung und Geheimnis. - 2. Nützlichkeit und Mysterien der Natur. Pädagogische Gartenkonzeptionen der Philanthropen. - 3. Das klassische Hundegrab im Weimarer Ilmpark. Hofadel, Mätressen und die "republikanische" Freiheit. - 4. Suggestive Imagination. Reisebeschreibungen ins Dessau-Wörlitzer "Gartenreich" als Selbstenthusiasmierung der Aufklärer. - 5. Von der Schrift in die Landschaft: Die Isis-Initiation des Apuleius in der Mystischen Partie des Wörlitzer Gartens. - 6. Exotische Südseewelten und herrschaftlich-patriotische Vorzeit: Die ethnographische Sammlung der Forsters im Wörlitzer Südseepavillon und die Tahiti-Mode im frühen Landschaftsgarten. - 7. Sport und Tod. Das Drehbergfest bei Wörlitz und die Bedeutung des klassischen Totenagons für die Gartengrabentwicklung. - 8. Macht, Memoria und Mätressen. Herrschaftliche Gartenkunst als politische Besetzung der Landschaft in Schwetzingen und Wörlitz. - 9. "So vermähle sich die germanische und slawische Welt". Archäologie, Genealogie und Landschaftsgestaltung in Brandenburg und Mecklenburg. - 10. Archäologie, Genealogie und Politik in der europäischen Gartenkunst des 18. Jahrhunderts. - 344 Seiten mit 181 Farbabb., gebunden (Mitteilungen der Pückler Gesellschaft e.V., Berlin. Neue Folge; Band 31/VDG Weimar - Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften 2017)