
Der Umbruchsdiskurs im deutschsprachigen Raum zwischen 1900 und 1938
Hrsg. von Daniel Meyer und Bernard Dieterle. Der Band versammelt 15 Beiträge, die sich aus einer interdisziplinären Perspektive heraus mit dem Phänomen des Umbruchsdiskurses in der deutschen Kultur zwischen der Jahrhundertwende und dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Neben literarischen und künstlerischen Aspekten werden dabei zeitgeschichtliche und philosophische Dimensionen berücksichtigt, um dem Phänomen in seiner Vielschichtigkeit gerecht zu werden. Das Denken des Umbruchs erscheint als eine besonders relevante Reaktion auf eine Epoche, die als Krisenzeit rezipiert wird. Indem sie implizit oder explizit kulturelle Diagnosen erstellen und gegebenenfalls alternative Modelle vorschlagen, stellen Umbruchsdiskurse "Beiträge zur geistigen Bewältigung der Welt" (Musil) dar. Die konstitutive Spannung zwischen Schilderung und Programm, zwischen Umbruchswahrnehmung und Umbruchswille erscheint dabei nicht nur als ein fruchtbarer Erklärungsansatz für künstlerische und philosophische Problematiken, sondern auch als ein Merkmal dieser Epoche. - 15 Beiträge, gegliedert in drei Kapitel: I. Der Umbruch am Werk; II. Der Umbruch im Werk; III. Denken im Umbruch. - Aus dem Inhalt: Bernard Dieterle/Daniel Meyer: Einleitung. - Rüdiger Görner: Satz-Brüche und Sinneswandel. Sprach- und Zeiterfahrung zwischen den Kriegen oder: Der Wechsel als Dauerzustand. - Christine Maillard: "Dumpfes Gefühl der Not" und "Hinstreben zu Asien als Zeichen der Zeit". Umbruchsbedürfnis und Fernost-Diskurs deutschsprachiger Intellektueller 1910-1930. - Markus Bernauer: Abheben in die Zukunft. Einige Bemerkungen zu den Anfängen des Futurismus. - Friedmar Apel: Einmal kommt die große Zeit. Umbruchvorstellungen in der Jugendbewegung. - Manfred Engel: Umbruchsdiskurse in Franz Kafkas "Der Verschollene" und "In der Strafkolonie". - Andrea Allerkamp: Im Umbruch? Robert Walsers Zündschnur der Historie. - Marco Rispoli: Der Leser im Umbruch. Zu einigen Aufsätzen Hugo von Hofmannsthals. - Alison Boulanger: Politische und ästhetische Umbruchsversuche in Alfred Döblins "Berlin Alexanderplatz". - Elizabeth Guilhamon: Schreiben im Umbruch. Wolfgang Koeppens Roman "Die Mauer schwankt" (1935). - Ursula von Keitz: Figuren der (Aus-)Löschung. Zum Bildfeld von Pest und Tod im deutschen Film um 1918. - Michael Neumann: "Psych. d. Exstase". Zu einer Tagebuchnotiz Robert Musils. - Sonia Goldblum: Krisis der Assimilation. 'Deutschtum und Judentum' bei Franz Rosenzweig und Gershom Scholem. - Olivier Agard: Zwischen Umbruch und Stabilisierung. Zur Diskursstrategie der philosophischen Anthropologie. - Michael Grossheim: Selbstermächtigung als Bedingung historischer Erkenntnis? Zur wissenschaftlichen Konjunktur eines Motivs. - Björn Laser: Die abgetakelten Modernisten. Kulturelle Umbruchsrhetorik in der Frühphase der NS-Diktatur. - 247 Seiten mit 7 Abb., gebunden (Beihefte zum Euphorion; Heft 63/Universitätsverlag Winter 2011)