Koehn, Elisabeth Johanna: Aufklärung erzählen - Raconter les Lumières
Akteure des langen 18. Jahrhunderts im deutschen und französischen Gegenwartsroman. Fiktionale Literatur inszeniert die Aufklärungszeit und prägt so das heutige Bild der Epoche entscheidend mit. An 13 Romanen in deutscher oder französischer Sprache, erschienen zwischen 1985 und 2010, zeigt Koehn die unterschiedlichen Erzählstrategien, mit denen Aufklärung und ihr Nachwirken bis in die Gegenwart hinein narrativ gestaltet werden. - Dem Aufklärungszeitalter wird mehr als jeder anderen Epoche eine fundamentale Bedeutung für die Verfasstheit der gegenwärtigen europäischen Gesellschaften zugeschrieben. Fiktionale Literatur partizipiert, so die These dieser Studie, an der gesellschaftlichen Reflexion über Aufklärung in produktiver Weise. Seit den 1980er Jahren sind in Deutschland und Frankreich zahlreiche Romane erschienen, die die Aufklärungszeit literarisch inszenieren und so das heutige Bild der Epoche mitprägen. In den Mittelpunkt stellen sie dabei die Akteure der Aufklärung - ob sie nun den Ikonenstatus prominenter 'philosophes' infrage stellen oder fiktive Charaktere die Dialektik der Aufklärung neu reflektieren lassen. An dreizehn exemplarischen Romanen von Patrick Süskinds "Das Parfum" bis zu Daniel Kehlmanns "Die Vermessung der Welt" und Chantal Thomas' "Les Adieux à la Reine" werden die unterschiedlichen Erzählstrategien gezeigt, mit denen Aufklärung und ihr Nachwirken bis in die Gegenwart hinein narrativ gestaltet werden. - Die untersuchten Texte werden nach fünf Figurentypen geordnet: 1. Erzählungen vom Unbewussten der Aufklärung: Ärzte und Psychologen; 2. Erzählungen vom Denken der Aufklärung: 'philosophes' und Philosophen; 3. Erzählungen von Aufklärung als Vermessung der Welt: Mathematiker, Astronomen und Forschungsreisende; 4. Erzählungen von Aufklärung als Transgression: Libertins, Freigeister und Immoralisten; 5. Erzählungen von 'liberté' und 'égalité': Akteure der Revolutionszeit. Im Detail behandelt werden die Texte: Peter Sloterdijk: Der Zauberbaum (1985); Michel Jouvet: Le Château des songes (1992); Alissa Walser: Am Anfang war die Nacht Musik (2010); Klaas Huizing: Das Ding an sich (1998); François Vallejo: Le Voyage des grands hommes (2005); Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt (2005); Jean-Pierre Luminet: Le rendez-vous de Vénus (1999); Patrick Süskind: Das Parfum (1985); Stéphane Audeguy: Fils unique (2006); Robert Löhr: Der Schachautomat (2005); Michael Schneider: Der Traum der Vernunft (2001); Françoise Chandernagor: La chambre (2002); Chantal Thomas: Les adieux à la reine (2002). 281 Seiten mit 5 Tab., gebunden (Jenaer Germanistische Forschungen. Neue Folge; Band 35/Universitätsverlag Winter 2015)












