
Kordelas, Lambros: Geist und caput mortuum
Hegels Kritik der Lehre Galls in der »Phänomenologie des Geistes«. [Hegels kritische Analyse der Schädellehre Galls in der »Phänomenologie des Geistes«]. Kordelas stellt zunächst die Lehre Galls und ihren ideengeschichtlichen Ort vor, wobei er auch die Darstellungen der Lehre durch Dritte berücksichtigt; im Anschluss untersucht er Hegels kritische Analyse der Schädellehre Galls und ihren philosophischen Kontext. - Im Teil A dieser Arbeit geht es darum, mit der größtmöglichen Authentizität die 'historischen Grundlagen' wiederzugeben, die das Fundament für Hegels Kapitel über Gall in der 'Phänomenologie' darstellten. Der Teil B hat dann die Aufgabe, dieses Kapitel in einer solchen Weise auszuleuchten, dass es in einem klareren Licht erscheint, als es bisher in der Literatur geleistet wurde. Dies wird die Verbindung einer genauen Exegese des interessierenden Kapitels und seines Kontextes mit einer angemessenen 'philosophischen Interpretation' erfordern. - Das erste Kapitel des Teil A bietet einen Überblick über Galls Leben und Werk. Das zweite Kapitel stellt Galls Lehre selbst vor, fokussiert auf den Zeitraum, der für diese Untersuchung relevant ist, also die Entwicklung der Lehre bis 1807. Zu diesem Zweck werden sowohl die zwei wesentlichen Publikationen aus Galls eigener Feder bis 1807 als auch die wichtigsten Sekundärdarstellungen seiner Lehre behandelt. Durch ausführliche Zitate aus den Quellen rekonstruiert Kordelas ein möglichst authentisches Bild der Lehre Galls, wie sie sich Hegel dargeboten haben mag. Galls Lehre kann nicht als entwicklungsfreie und kanonisch abgeschlossene Doktrin porträtiert werden. Stattdessen gilt es, durch die Synopsis von mehreren Texten den 'kaleidoskopartigen' Eindruck zu imitieren, mit dem auch Hegel Galls Lehre rezipiert haben mag. Das dritte und letzte Kapitel im Teil A diskutiert einige wesentliche Elemente der Theorie Galls, um ihren ideengeschichtlichen Ort zu lokalisieren. Der Teil B rekapituliert zunächst Hegels Kritik an Galls »Schädellehre« und legt sie in einer solchen Weise aus, dass ihre philosophische Intention erkennbar wird. Dabei wird die Analyse Hegels in Beziehung zu den erarbeiteten Quellen gesetzt. Das folgende Kapitel geht der historisch relevanten Frage nach den tatsächlichen Quellen nach, aus denen Hegel Galls Lehre hat kennenlernen können. Hier wird auch eine Zusammenstellung aller Äußerungen von Hegel über Galls Lehre geboten, die auch zuvor Unpubliziertes einschließt. Das abschließende vierte Kapitel setzt sich mit früheren Interpretationsvorschlägen dieses Kapitels der Phänomenologie auseinander, um im Anschluss daran eine konstruktive Exegese zu leisten, die auf eine neue und fruchtbare Interpretation des Kapitels zielt. Dabei wird versucht, das eigentliche Interesse und die Stoßrichtung der Kritik Hegels an Gall als Repräsentanten eines bestimmten 'Reflexionstypus' zu bestimmen. Zu diesem Zweck werden die logischen Kategorien 'Innen und Außen' sowie 'unendliches Urteil', die in dem Gall-Kapitel der Phänomenologie eine wichtige Rolle spielen, als logische Spuren benutzt, denen in der 'Logik' nachgegangen wird, um dadurch die Bedeutungskonstellationen, die bei der Gall-Kritik implizite assoziiert sind offenzulegen. Dieses Vorgehen wirft ein neues Licht auf das Gall-Kapitel und den Übergang zum nächsten Kapitel der 'Phänomenologie'. 246 Seiten, broschiert (Epistemata. Würzburger wissenschaftliche Schriften. Reihe Philosophie; Band 236/Königshausen & Neumann 1998)