
(Post) Fotografisches archivieren. Wandel - Macht - Geschichte
Hrsg. von Victoria von Flemming, Daniel Berndt und Yvonne Bialek unter Mitarbeit von Marcelina Kwiatkowski. Der digital turn hat Bildspeicher hervorgebracht, die durch neue Formen der Verknüpfung, also der (Re-)Semantisierung gekennzeichnet sind, deren Ordnungsprinzipien aber oft intransparent sind. Ist die Bezeichnung als Archiv überhaupt noch zulässig? Wie ist die Macht der Auswahl und Verknüpfung der Bilder strukturiert? 14 Beiträge (fünf davon englisch). - Das traditionelle Bildarchiv wird zunehmend durch sein virtuelles Komplement im Internet ergänzt. Der digital turn hat zu einer ubiquitären Präsenz entmaterialisierter Bilder, vor allem aber zu neuen Speicher-, Ordnungs- und Archivierungsprozessen von Fotografischem und Postfotografischem geführt. Parallel dazu haben sich völlig neue Formate herausgebildet: Soziale Netzwerke, Microstock-Fotografie, Künstler_innen- und Ausstellungsarchive oder Medienkunstpraktiken haben Bildspeicher generiert, die u.a. eine hohe Verfügbarkeit sowie zuvor unbekannte Formen der Verknüpfung und das heißt der Semantisierung und Re-Semantisierung entwickelt haben, während deren Ordnungsprinzipien oft intransparent sind. Somit ist fraglich, ob die Bezeichnung als Archiv überhaupt noch zulässig ist. Dabei geht es auch um Fragen der dem Archiv a priori eingeschriebenen Macht. Es ist zu klären, wie sich die früher Archivar_innen und wenigen ausgewählten Nutzer_innnen vorbehaltene Macht heute strukturiert: Wer oder was also welche Bilder mit welchen Absichten verknüpft und auslegt und wie dieser von neuen Machtwirkungen gekennzeichnete Prozess die Beziehung von Bildarchiv, kollektivem Gedächtnis und Geschichtsschreibung beeinflusst. Die Autor_innen positionieren sich im Spektrum dieser Fragestellung. Dabei kommen medienwissenschaftliche Perspektiven ebenso zur Sprache wie kunstwissenschaftliche, kuratorische, archivarische und künstlerische Sichtweisen. - Aus dem Inhalt: Victoria von Flemming/Daniel Berndt/Yvonne Bialek: Einleitung/Introduction. - Aleida Assmann: The Digital Archive and the Future of Memory. - Daniel Berndt: »Not quite an institutional archive, and not exactly an artist project«. A conversation with Rima Mokaiesh and Charbel Saad about the Arab Image Foundation. - Beatrice von Bismarck: Fotografie, Agentenschaft und kuratorische Begegnung. Herausforderungen des ethnologischen Archivs. - Marcus Burkhardt: Archiv, Superarchiv, Metaarchiv. - Nina Lager-Vestberg: The Ecology of the Photographie Image. Archives, Power and Materiality. - Yasmine Eid-Sabbagh: Q&A (Excerpt). - John Tagg: Everything and Nothing. Meaning, Sense and Execution in the Photographie Archive. - Ulrike Bergermann: "One Large Photograph of the World". Mechanische Augen und Googles Weltbildarchiv. - Philipp Sack: Andere Bilder, andere Archive. Wertformen in der "microstock"-Bildindustrie. - Carolin Anda: Das hybride Archiv des Selbst. Fotografisches Erinnern und Erleben bei "Facebook". - Katja Kwastek: Postdigitale Bilddiskurse als emergente Hyperarchive. - Yvonne Bialek: »There without being there«. Ausstellungsansichten als Bilder betrachten. - Fiona McGovern: Die Ausstellung im Foto. Zum Verhältnis von (künstlerischer) Ausstellungspraxis und Bildarchiv. - 234 Seiten mit 52 meist farbigen Abb., broschiert (Das fotografische Dispositiv; Band 2/Jonas Verlag 2016)