Eick, Anna-Lena: "Geschichte zerfällt in Bilder, nicht in Geschichten"
Visualität in der literarischen Geschichtsdarstellung. "Geschichte zerfällt in Bilder, nicht in Geschichten" - so verwies Walter Benjamin bereits 1940 auf die Relevanz von Visualität für die Darstellung von Geschichte. Benjamin hat damit vorweggenommen, was sich in der Folge nicht nur zunehmend im wissenschaftlichen, sondern auch im literarischen Diskurs etabliert hat: Zwischen verschiedenen Medien können Varianten des Zusammenspiels bestehen und besonders die Darstellung vergangener Realität gewinnt durch den textuellen Rekurs auf Visualität an Aussagekraft. Für die Darstellung von Geschichte im postmodernen historischen Roman bietet der Rekurs auf Modi visueller Repräsentation und auf Zuschreibungsmerkmale fotografischer und filmischer Visualität einen signifikanten Mehrwert. Narratologische Aspekte sind bei der Analyse entsprechender Werke ebenso zu beachten wie deren Auseinandersetzung mit den Aporien der traditionellen Historiografie. In diesem Band wird ein hierauf zugeschnittenes Analyse- und Beschreibungsmodell vorgestellt. Vor diesem Hintergrund ist das Analyse- und Beschreibungsmodell, das diese Studie entwirft, an einem Textkorpus ausgerichtet, das als Schnittmenge der zeitlichen Situierung der geschichtsphilosophischen Schriften zwischen 1930 und 2000 und den postmodernen Varianten eines neuausgerichteten historischen Romans im europäischen Kontext zu fassen ist: Das Analyse- und Beschreibungsmodell der Studie konzentriert sich auf historische Romane ab der Mitte des 20. Jahrhunderts, die dem Gattungstypus des 'anderen' historischen Romans (Geppert) bzw. der historiografischen Metafiktion (Nünning) zuzuordnen und zugleich, weil sie sich dezidiert von traditionellen Erzählverfahren der Moderne abwenden, als 'postmoderne' Romane auszuweisen sind. Als zentral für die Untersuchung erweisen sich diejenigen Ausprägungen des postmodernen historischen Romans, die sich in der konkreten literarischen Ausgestaltung auf visuelle Darstellungsverfahren und diskursive Zuschreibungen zu Fotografie und Film beziehen, diese imitieren und reflektieren oder textuell vergleichbare Wirkungseffekte evozieren und dergestalt den Nexus von Geschichtsthematisierung und Visualität hervorheben. VIII,398 Seiten mit 7 Tabellen, broschiert (inter|media; Band 22/Brill | Fink 2024) leichte Lagerspuren












