
Kronauer, Ulrich: Gegenwelten der Aufklärung
Sieben Aufsätze, erschienen in den Jahren 1997 bis 2001. Kronauer zeigt, dass das Thema der 'Gegenwelten der Aufklärung', der Gegenentwürfe zur depravierten Gesellschaft des 18. Jahrhunderts, ohne das Werk Rousseaus kaum denkbar ist, arbeitet aber auch heraus, dass es im Zeitalter der Aufklärung Gegenwelten zu entdecken gilt, zu denen Rousseau keinen Weg gezeigt hat. - Aus dem Inhalt: Zurück zu den Affen, oder über die natürliche Güte des Menschen. Rousseaus Kulturkritik und die Folgen. - Georg Forsters Einleitung zu "Cook der Entdecker". Forsters Auseinandersetzung mit Rousseau über Fortschritt und Naturzustand. - Moses Mendelssohns Glück der Grönländer. - Karpik. - Gedanken über die 'Affenliebe' im Zeitalter der Aufklärung. - "Antisemitische Wölfe im Schafspelz"? Überlegungen anläßlich der Kritik von Daniel Goldhagen an der deutschen Aufklärung. - Die Darstellung kultureller Differenz in Verordnungen und anderen die 'Zigeuner' betreffenden Texten des 18. Jahrhunderts. -- In seinen kulturkritischen Schriften stellte Jean-Jacques Rousseau das Fortschrittsdenken seiner Zeit radikal in Frage. 1749 hatte ihn die Vision einer "anderen Welt" überwältigt und verwandelt, einer Welt, die noch nicht von Hektik, von Konkurrenzkämpfen, von Ungleichheit und Unehrlichkeit bestimmt war. Rousseaus Vision faszinierte und provozierte die Zeitgenossen. Kritiker wie Voltaire, Wieland und Forster unterstellten ihm ein "Zurück zu den primitiven Anfängen der Menschheitsgeschichte". Andere wiederum entdeckten in Berichten über fremde Völker wie die Grönländer (Mendelssohn) oder über Minderheiten wie die sogenannten "Zigeuner" (Biester, Rüdiger) Eigenschaften, die eine Gegenwelt zur bürgerlichen Welt des 18. Jahrhunderts in neuem, positiven Licht erscheinen ließ[en]. Auch Lessings und Dohms Versuche, die Beziehungen zwischen den Menschen zu verbessern, indem ursprüngliche Eigenschaften und Fähigkeiten zur Geltung gebracht werden, konnten an Rousseau anschließen. Das Phänomen der innigen Kinderliebe allerdings, das man bei den Grönländern, den Juden und den Zigeunern fand, blieb nicht nur den Zeitgenossen weitgehend unzugänglich, sondern erhielt auch in der Philosophie Rousseaus als elementarer Wert keine Bestätigung. 159 Seiten, broschiert (Universitätsverlag Winter 2003) leichte Lagerspuren