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Lehrreiche Trugbilder

Kirichenko, Alexander: Lehrreiche Trugbilder

Senecas Tragödien und die Rhetorik des Sehens. Die moderne Rezeption der Tragödien Senecas wird von den Oppositionen zwischen Rhetorik und Theater und zwischen Philosophie und Literatur dominiert. Die Studie hat zum Ziel, dieses dualistische Denken zu überwinden. Das gelingt vor allem durch eine Analyse der rhetorischen Mechanismen, die dazu dienen, den visuell überwältigenden Effekt der senecanischen Rhetorik in einen kognitiven Prozess zu transformieren. Senecas Rhetorik des Sehens wird anschließend sowohl im Kontext der kaiserzeitlichen visuellen Ästhetik als auch innerhalb von Senecas philosophischem Oeuvre betrachtet. Als Folge entsteht ein differenzierteres Porträt des 'Seneca tragicus', dessen Rhetorik zutiefst theatralisch ist, dessen dramatische Dynamik durch die statische Rhetorik ihre Kraft überhaupt erst entfalten kann, der literarische Anspielungen zu philosophischen Zwecken verwendet und gerade in seinen philosophischsten Momenten vor allem ein Dichter bleibt. Die Untersuchung der tragischen Poetik Senecas gliedert sich in einen analytischen ersten Teil "Ekphrasis und Metatheater" (Einzelstudien der sieben Tragödien) und einen synthetischen zweiten Teil "Schock und Erkenntnis" (zwei Kontextualisierungen und einen synthetisch abschließender Gesamtblick auf Senecas tragisches Werk als Ganzes). -- Teil 1 des Buches besteht aus sieben close readings. Dabei wird jede Tragödie als eigenständiges (und einzigartiges) Konstrukt einzeln gewürdigt. Nicht nur die Ähnlichkeiten, sondern auch die nicht weniger bedeutsamen Unterschiede zwischen einzelnen Stücken sollen zum Vorschein kommen. Die Abfolge der senecanischen Tragödien bildet eine für die tragische Poetik Senecas so charakteristische Steigerung, die mit der Besprechung des "entfesselten Überbietungskünstlers" Atreus in Kapitel 7 ihren Gipfelpunkt erreicht. Dem ersten analytischen Teil folgen drei verallgemeinernde Kapitel von Teil 2: In Kapiteln 8 und 9 werden zwei verschiedene Aspekte der senecanischen Rhetorik des Sehens aus dem zeitgenössischen kulturellen Kontext heraus erklärt. Zunächst wird Senecas überbietende visuelle Ästhetik im Kontext dessen, was man am ehesten als kaiserzeitliche Popkultur bezeichnen könnte analysiert, womit vor allem die mit der römischen Arena verbundene Unterhaltungsindustrie und deren Einfluss auf die zeitgenössische Literatur und Kunst gemeint ist. Anschließend wird Senecas Betonung des kognitiven Aspektes des Sehens im Kontext seines gesamten literarischen Oeuvres betrachtet. Ziel ist dabei zu zeigen, dass seine philosophischen Schriften, vor allem die Briefe, auf einer ähnlichen Rhetorik des Sehens basieren wie die Tragödien. Durch diese Erkenntnis kommt die philosophische Bedeutung der Tragödien viel deutlicher (und gleichzeitig viel weniger erzwungen) zum Vorschein als bei den meisten in der Vergangenheit unternommenen Versuchen, in ihnen Spuren der stoischen Orthodoxie aufzudecken. Kapitel 10 widmet sich der senecanischen Chorpartien. Es wird gezeigt, dass die wichtigste Funktion des Chors darin besteht, uns vorzuführen, welche Wirkung Senecas Rhetorik des Sehens auf den Rezipienten haben kann. Das schauspielerische, metatheatralische Oszillieren des Chors zwischen der Bühnenwelt und einer äußeren Zuschauerperspektive, zwischen emotionaler Nähe und philosophischer Distanz, dient dazu, unser Verständnis der Tragödien als einer Reihe lehrreicher Trugbilder, die gerade mittels eines erschütternden visuellen Schocks zur Erkenntnis führen, weiter zu verstärken. -- Aus dem Inhalt: 1. Das Leben als Heldentat: 'Hercules Furens'; - 2. 'Imago mortis: Phaedra'; - 3. Ein Blick de profundis: 'Agamemnon'; - 4. Der Tod als Spektakel: 'Troades'; - 5. Der blanke Horror: 'Medea'; - 6. Das innere Monster: 'Oedipus'; - 7. Die Entfesselung eines Überbietungskünstlers: 'Thyest'; - 8. Mirabile visu: Das Staunen in der visuellen Ästhetik der Kaiserzeit; - 9. Lehrreiche Trugbilder: Philosophie und Theater in Senecas Oeuvre; - 10. "Du musst dein Leben ändern": Der Chor und das tragische Spektakel. 304 Seiten, gebunden (Bibliothek der klassischen Altertumswissenschaften. Neue Folge. 2. Reihe; Band 142/Universitätsverlag Winter 2013)

Bestell-Nr.: 14980
Gewicht: 586 g
Sprache: Deutsch
Sachgebiete: Neueingänge Altertumswissenschaften | Seneca
ISBN: 9783825362492
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