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Welche Antike?

Welche Antike?

Konkurrierende Rezeptionen des Altertums im Barock. Hrsg. von Ulrich Heinen in Verbindung mit Elisabeth Klecker, Hartmut Laufhütte, Barbara Mahlmann-Bauer, Dirk Niefanger, Sandra Richter, Wilhelm Schmidt-Biggemann, Johann Anselm Steiger und Guillaume van Gemert. 56 Beiträge (davon drei in englischer und einer in französischer Sprache) stellen umfassendes Material bereit, um fundamentale Konflikte des 17. Jahrhunderts als Reflex antiker Kontroversen zu lesen und hierin zugleich den Ursprung des Streits um Antikenbezug und Modernität zu entdecken. Die Beiträge gehen zurück auf das 12. Jahrestreffen des Wolfenbütteler Arbeitskreis für Barockforschung im Frühjahr 2006 in Wolfenbüttel stattfand. - Republik gegen Imperium, poetische Freiheit gegen Regelrhetorik, Kritik gegen Affirmation, Ethik gegen Wirkungsästhetik: In bedeutenden Kontroversen der Frühen Neuzeit rief jede Partei antike Zeugen für sich auf. In Wechselwirkung mit diesem Legitimationsbedarf ereignete sich schon im 16. Jahrhundert eine nicht nur quantitative Expansion der verfügbaren Altertümer, aus der "Antikerezeption" im Singular, die - bei allen Konflikten, von denen die antike Überlieferung selbst berichtet - von der epochalen Einheit der Antike ausgeht, war eine "Antikenrezeption" im Plural mit einer unvermittelbaren Vielzahl an Zeugnissen und Konzepten geworden. In der wachsenden Fülle des Materials suchte jede Partei legitimierende Orientierung und trug zugleich zu wachsender Unübersichtlichkeit bei. Diente um 1600 die Frage, "welcher Antike" man den Vorzug geben wollte, der Positionierung in der eigenen Gegenwart, so liegt in ihr schon der Keim für die am Ende des 17. Jahrhunderts dominante Frage "Antike oder Moderne?" Die mit der Ideologie der Moderne verbundene neue Normativität aber sollte um 1700 auch für die Befassung mit den Altertümern eine methodische, ethische und ästhetische Homogenisierung erzwingen und deren Resultate an die Stelle der Pluralität antik begründeter Legitimationsbezüge setzen. - Die Frage "Welche Antike?" eröffnet ein differenziertes Bild der Geschichte der Antikenrezeption im 17. Jahrhundert und ihrer Verbindung zu den vorangehenden und den nachfolgenden Jahrhunderten und stellt eine doppelte Kontroversstruktur von Antike und Antikenrezeption als Strukturkonstante zur Diskussion. Die Kontroverse wird dabei nicht nur in manchen Beiträgen ausdrücklich thematisiert, sondern soll auch an der Anordnung der Beiträge innerhalb der vier Sektionen ablesbar werden. In vier Sektionen gruppieren sich die folgenden Schwerpunkte: Sektion 1: Antike Gemeinschaften und Herrschaftsformen im gesellschaftlichen Streit des Barock; Sektion 2: Spätantike Religionen als Argumente religiöser Identitäten im Barock; Sektion 3: Antike Lebenskonzepte als Konkurrenzmodelle im Barock; Sektion 4: Antike Künste in den Kontroversen des Barock. - Aus dem Inhalt: Ulrich Heinen: Einleitung. - Thomas Leinkauf: Die Frühe Neuzeit und die antike Philosophie. - Gerrit Walther: Barocke Antike und barocke Politik. Ein Überblick. - Nicolette Mout: Zuviel Antike? Justus Lipsius als Zankapfel zwischen Katholiken und Protestanten. Ansichten über den Staat und den Krieg. - Ingo Herklotz: Der Antiquar als komische Figur. Ein literarisches Motiv zwischen Querelle und altertumswissenschaftlicher Methodenreflexion. - Werner Oechslin: „Das Wort,klassisch' hat für uns etwas Erkälten des." (Heinrich Wölfflin). - Elisabeth Klecker und Dirk Niefanger: Einleitung der Sektion: Antike Gemeinschaften und Herrschaftsformen im gesellschaftlichen Streit des Barock. - Hartmut Laufhütte: Der Umgang mit der Antike in Sigmund von Birkens Herrscherpanegyrik. - Harald Bollbuck: "Quem imiter?" Antiquarische Forschung und Philologie bei Martin Opitz. - Werner Wilhelm Schnabel: Griechen, Römer und die "alten Teutschen". Normhegemonie und kulturelle Perspektivierung in Zincgrefs "Apophthegmata". - Susanne Rode-Breymann: Lebensbilder hervorragender Tüchtigkeit. Plutarch-Rezeption in Opern am Habsburger Kaiserhof. Ein Versuch. - Sebastian Werr: Gegenwart als Fortsetzung der Antike. Zur Formung von Herrscherbildern in und durch Münchner Opern des späten 17. Jahrhunderts. - Thorsten Fitzon: "Brutus die König hat verjagt". Antiker Republikanismus auf bürgerlichen Bühnen. Caspar Brülow, Josua Wetter und Andreas Gryphius im Vergleich. - Cornelis van der Häven: Staats-Torheit oder Freiheitskampf? Die Revolte des Brutus auf der Amsterdamer und Hamburger Bühne. - Lubomír Konecny: Raising on a Shield. The Afterlife of an Ancient Pathosformel in Seventeenth-Century Art and Politics. - Nils Büttner: Aurei saeculi imago. Antike als Instrument politischer Konflikte in den Niederlanden. - Christof Ginzel: Joseph von Arimathäa, Konstantin der Große und Jakob I. von Großbritannien. Die Rezeption des Frühen Christentums in Magna Britannia zwischen nationaler Selbstinszenierung und monarchischem Kalkül. - Mara R. Wade: Die Pax Danica und die frühneuzeitliche Idee der klassischen Monarchie. Dänische Hoffeste und das Imperium maris Baltici. - Isabella Woldt: Sobieskis Königsresidenz in Wilanów und Krasinskis Palais in Warschau. Architektur im Spannungsfeld von Antikenrezeption und Sarmatismus im Barock. - Zrinka Blazevic: How to revive Illyricum? Political Institution of the "Illyrian Emperors" in Early Modern Illyrism. - Caroline Callard: Du bon usage des Etrusques dans l'Italie du Seicento. Les enjeux de la querelle des fausses antiquites de Volterra. - Alfred Noe: Die Religionen der Antike und ihr Zusammenleben in Honore d'Urfes "Astrée". - Bartosz Awianowicz: Die Progymnasmata-Sammlungen und der Glaubenskampf des 17. Jahrhunderts. - Nadja Horsch: Gregory Martins "Roma sancta" (1581). Eine exemplarische Quelle zur Rezeption der christlichen Spätantike im posttridentinischen Rom. - David Ganz: Rückblick im Zwiespalt. Frühchristliche Kunst im nachtridentinischen Rom. - Daniel Bolliger: Johann Conrad Dannhauers "Christeis sive drama sacrum" (Straßburg 1646). Die Geschichte der Alten Kirche als konfessionelles Drama. - Silke-Petra Bergjan: Die Literatur des antiken Christentums im Sabbatstreit in den Niederlanden. Die Anfänge der akademischen Auseinandersetzung. - Dietrich Hakelberg: "Heidnische Greuel und abscheulicher Leichen-Brand." Archäologische Praxis und die Pietismuskontroverse bei David Sigmund Büttner (1660-1719). - Anne Eusterschulte: Die kritische Revision des christlichen Platonismus bei Jakob Thomasius. - Hanns-Peter Neumann: Hermes oder Pythagoras. Die Diskreditierung des Hermetismus durch Isaac Casaubon und der Versuch seiner Rehabilitation bei Ralph Cudworth. - Yossef Schwartz: Die Frage nach dem Ursprung der Kabbala im Denken des 17. Jahrhunderts. - Barbara Mahlmann-Bauer: Frömmigkeit zwischen Reformation und Gegenreformation im antiken Gewand. Das Beispiel der Gedichte Heinrich Glareans. Mit einem Exkurs zu einer Vertonung Glareans von Melanie Wald. - Ferdinand van Ingen: Märtyrer. Ein Verhaltensmuster der christlichen Antike und seine Umbildung im Protestantismus der Frühen Neuzeit. - Vanessa von der Lieth: Die Rezeption antiker Mythologeme im Betrachtungswerk Catharina Regina von Greiffenbergs. - Rosmarie Zeller: Moralische und politische Modelle und Antimodelle in Seckendorffs Kommentar zu Lucans "Pharsalia" und Corneilles "La Mort de Pompée". - Gilbert Hess: Figurationen der Person Neros im Barock. - Guillaume van Gemert: Boethius als Lebensmodell. Christian Knorr von Rosenroth und Johann Hellwig in Konkurrenz. - Stefanie Arend: Lob was dürr. Der Wert der schönen Körperform. Jacob Baldes satirischer Wettstreit zwischen den Mageren und den Feisten. - Ulrich G. Leinsle: Antike Lebenskonzepte in jesuitischer Wirklichkeit. Die akademischen Reden und "Progymnasmata Latinitatis" des Jakob Pontanus. - Jörn Steigerwald: Urbanitas. Ausfaltungen der höfischen Ethik zwischen Guez de Balzac und Christian Thomasius. - Ulrich Heinen und Sandra Richter: Antike Künste in den Kunstkontroversen des Barock. - Martin Disselkamp: Antiquarische Verwirrungen. Rom als Herausforderung an das mittelalterliche und frühneuzeitliche Wissen von der Antike. - Thomas Behme: Erhard Weigels Programm einer Wiederherstellung der aristotelischen Philosophie aus dem Geist des Euklid. - Simone De Angelis: Autopsie und Autorität. Zum komplexen Verhältnis zweier medizinischer Basiskonzepte und ihrer Funktion in der Formation einer "Wissenschaft vom Menschen" im 17. und 18. Jahrhundert. - Thomas Schirren: Die Statuslehre in Vossius' "Commentarii Rhetorici" von 1630. - Ulrike Zeuch: Literatur als Mimesis eines der Möglichkeit nach Wahrscheinlichen oder Notwendigen. Zur Rezeption des neunten Kapitels der Poetik des Aristoteles im Barock. - Sandra Richter: Außer Konkurrenz? Die "Ars poetica" des Horaz in Kommentar und Poetik des 16. und 17. Jahrhunderts. - Elisabeth Rothmund: Antike Vorbilder und neue Dichtungsformen im deutschen Barock. - Katrin Kohl: Inspiration, Ingenium, Technik. Die apologetische Bedeutung der Ursprungstopik in der deutschsprachigen Kunsttheorie und Poetik der Frühen Neuzeit. - Minna Skafte Jensen: Competing aesthetics in the poetry of Zacharias Lund (1608-1667). - Annett Volmer: Die Umwertung der Antikerezeption als Memoria-Konzeption in den Schriften italienischer Autorinnen um 1600. - Laure Gauthier: Der paradoxe Status der Oper im 17. Jahrhundert. Eine 'neue', antik fundierte Kunst. - Marie-Therese Mourey: Antike Quellen in der Legitimation der Tanzkunst. - Nadia J. Koch: Der Paradigmenwechsel von der ars zum artifex um 1600. Ludovicus Demontiosius' und Franciscus Junius' Systematiken der antiken Künste. - Stefan Schweizer: Konkurrenzen zwischen Text- und Artefaktautorität. Atlanten, Karyatiden und Perser in der Architektur und Architekturtheorie des Barock. - Damian Dombrowski: Bernini "moderno"? Bemerkungen zur kontroversen Antikenrezeption in der Skulptur des römischen Hochbarock. - Anna Schreurs: "Stehet Rom, der Städte Ruhm/ Auf dem Raum der Teutschen Erde? Soll Tarpejens Alterthum Jetzt den Allemannen werden?" Antworten des Künstlers und Kunstliteraten Joachim von Sandrart auf diese Frage. - Zwei Bände, zus. 1.176 Seiten mit 153 Abb. und einer mehrseitigen Tabelle, gebunden (Wolfenbütteler Arbeiten zur Barockforschung; Band 47/Herzog August Bibliothek in Kommission bei Harrassowitz Verlag 2011)

Bestell-Nr.: 15253
Gewicht: 2,91 kg
Sprache: Deutsch
Sachgebiete: Renaissance/Kunst der Frühen Neuzeit | Rezeption der Antike | Geschichte der Frühen Neuzeit
ISBN: 9783447064057
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