
Sophie Mereau
Verbindungslinien in Zeit und Raum. Hrsg. von Katharina von Hammerstein und Katrin Horn. 18 Beiträge (fünf davon in englischer Sprache) aus der Germanistik, Geschichte, Musikgeschichte, Kunstgeschichte und Geschlechterforschung beleuchten Sophie Mereau und ihr Werk als Handlungsträger im diskursiven Raum der Literatur um 1800, im Beziehungsgeflecht der in Jena und Weimar konzentrierten Intelligenz und in der Erweiterung weiblicher Handlungs(spiel)räume in Realität und Fiktion. Die Untersuchungen widmen sich den Bereichen Ästhetik und literarische Vernetzung, soziale und berufliche Verflechtung, Poetisierungen von Freiheit, Sexualität, Glück, Erinnerung und Phantasie in unerforschten Werken, Genrefragen in Tagebuch und Briefen sowie Verbindungslinien zu altdeutschen Vorlagen, Kunst und Liedkultur. Im Anhang werden der Briefwechsel zwischen Sophie Mereau und Karl August Böttiger und weitere Korrespondenzstücke (Briefe von Wilhelmine Geißler, Charlotte von Ahlefeld und Henriette Schubart an Sophie Mereau) sowie Vertonungen von Gedichten Sophie Mereaus ediert. - Die aus unterschiedlichen fachspezifischen und theoretischen Perspektiven untersuchten Verbindungslinien zwischen Sophie Mereaus Leben, Schriften und Diskursen um 1800 werfen ein neues Licht auf jenes geistig und sozial dichte und dichterische Beziehungsgeflecht, in dem Mereau als talentierte und anerkannte, über sich und mannigfaltige Strömungen ihrer Zeit reflektierende, teils selbstbewusste, teils von Selbstzweifeln geplagte Schriftstellerin, Übersetzerin und Herausgeberin um 1800 eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Die Beiträge gehen weit über die bisherige Mereau-Forschung hinaus und stellen zugleich eine Bereicherung für die Geschlechterforschung, die historische Forschung und die Erforschung der kulturellen Produktion um 1800 dar. Gerade durch den interdisziplinären Zugriff werden Interpretationen von Leben und Werk Mereaus möglich, die so noch nicht formuliert worden sind. Ein Briefwechsel zwischen Sophie Mereau und Karl August Böttiger, einige Briefe von Wilhelmine Geißler, Charlotte von Ahlefeld und Henriette Schubart an Sophie Mereau und Noten zur Vertonung von Gedichten Sophie Mereaus im Anhang vervollständigen die Untersuchung. Der Band gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Ästhetik und literarische Verortung; 2. Thematische Verflechtungen: Poetisierungen von Freiheit, Glück, Sexualität, Selbstausbildung, Erinnerung und Phantasie in unerforschten Werken; 3. Verknüpfungen zwischen dem Ich und dem Anderen: Tagebuch und Briefe; 4. Verbindungslinien zu altdeutschen Vorlagen, Kunst und Liedkultur; 5. Soziale und berufliche Vernetzungen. Die Beiträge gehen zurück auf eine Tagung, die anlässlich des 200. Todestages der Schriftstellerin, Übersetzerin und Herausgeberin Sophie Mereau, in zweiter Ehe verh. Brentano, im Juni 2006 in Jena stattfand. -- Aus dem Inhalt: Susanne Kord: Der Autor ist tot, das Werk begraben. Anna Louisa Karsch (1722-1791) und Sophie Mereau (1770-1806) zwischen Autonomieästhetik und Frauenliteratur. - Peter-Henning Haischer: Dichterinnen, Dilettanten. Episch-Weibliches im Umfeld Schillers und Goethes. - Janet Besserer Holmgren: "The female dreamer builds a hut; [...] where a sensitive companion she conjures up". The Literary Relationship between Sophie Mereau and Friedrich Schiller by Means of Her Poetic Contributions to His 'Horen'. - Todd Kontje: Sophie Mereau. Topographies of Freedom and Constraint. - Alan Corkhill: Reading Happiness in Sophie Mereau's 'Das Blütenalter der Empfindung' and 'Raimond und Guido'. - Barbara Becker-Cantarino: "Welch eine Wollust...!" Zu Sophie Mereaus Poetisierung weiblicher Sexualität. - Daniel Purdy: Plucking the Strings of Desire. Abstraction and Sensuality in Sophie Mereau's 'Bildungsgeschichte'. - Lena Immer: Erinnerung und Phantasie in Sophie Mereaus Erzählungen 'Marie' und 'Elise'. - Nikolas Immer: Liebe und Lebensungeschicklichkeit. Die Opposition von Phantasie und Wirklichkeit in Sophie Mereaus 'Amanda und Eduard' und die zeitgenössische 'Eduard-Literatur'. - Katrin Horn: "Muth zu mir selbst". Das Tagebuch Sophie Mereaus als Selbstzeugnis. - Anita Runge: "Es ist ein sonderbares Gefühl, sich auf dem Papier jemand nähern zu wollen". Brieftheoretische und briefgeschichtliche Aspekte der Liebesbriefe Sophie Mereaus. - Lorely French: Briefform und Lebensstoff, Lebensform und Briefstoff. Die Ästhetik des Briefes bei Sophie Mereau und zeitgenössischen Schriftstellerinnen. - Nicole Grochowina: "Abends bei Eckardt. Aufgeheitert, lustig". Sophie Mereaus soziale Beziehungen in der Universitätsstadt Jena. - Norbert Oellers: Sophie Mereau und Friedrich Schiller. - Julia A. Schmidt-Funke: Weibliche Handlungsmuster und Gestaltungsmöglichkeiten im Presse- und Verlagswesen um 1800 am Beispiel Sophie Mereaus. - Britta Hannemann: Sophie Mereaus Modernisierungen' altdeutscher Texte. - Cindy Patey Brewer: An Allegorical Romance between the Beautiful and the Sublime. Raphael's 'Sistine Madonna' and Nahl's Gravestone-Monument to Maria Langhans
in the Context of Sophie Mereau's Novel 'Amanda und Eduard'. - Beate Agnes Schmidt: Kunst und Geselligkeit. Sophie Mereaus Lyrik im Kontext der Liedkultur um 1800. -- Anhang: A. Briefwechsel zwischen Sophie Mereau und Karl August Böttiger (bearbeitet von Julia A. Schmidt-Funke). - B. Briefe von Wilhelmine Geißler, Charlotte von Ahlefeld und Henriette Schubart an Sophie Mereau (bearbeitet von Lorely French). - C. Noten zur Vertonung von Gedichten Sophie Mereaus (bearbeitet von Beate Agnes Schmidt). - 458 Seiten mit drei Abb. und einigen Notenbeispielen, gebunden (Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800; Band 19/Universitätsverlag Winter 2008)