Ikonographie des Terrors?
Formen ästhetischer Erinnerung an den Terrorismus in der Bundesrepublik 1978-2008. Hrsg. von Norman Ächtler und Carsten Gansel. 17 Beiträge, ergänzt durch Gespräche der Herausgeber mit Peter Schneider, Margarethe von Trotta, Reinhard Hauff, Leander Scholz und Christopher Roth. Der Band widmet sich den Formen literarischer, filmischer und bildkünstlerischer Erinnerung an den Terrorismus, die sich in den 30 Jahren nach dem "Deutschen Herbst" herausgebildet haben. Ausgehend von Ergebnissen der interdisziplinären Gedächtnisforschung zeichnen die Beiträge wesentliche Strömungen der künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Terrorismus nach. An repräsentativen Beispielen wird die Akzentverschiebung deutlich, die der Generationenwechsel von den Zeitzeugen zu nachgeborenen Kulturschaffenden mit sich brachte. Die Trauerarbeit linker Intellektueller wurde im popkulturellen Kontext um die Jahrtausendwende abgelöst von Formen der Realitätsbeobachtung zweiter Ordnung, die verstärkt den Mediendiskurs über Phänomene der unmittelbaren Vergangenheit reflektierten. Der zweite Teil des Bandes versammelt Gespräche mit Autoren und Filmemachern, die sich in ihrem Werk intensiv mit dem Terrorismus der 1970er Jahre beschäftigt haben. - Aus dem Inhalt: Norman Ächtler/Carsten Gansel: Ikonographie des Terrors? Vom Erinnern über Bilder zum Erinnern der Bilder im künstlerischen Umgang mit dem Terrorismus der 1970er Jahre. - Matthias Schöning: Der Anarch und die Anarchisten. Ernst Jüngers "Eumeswil". Eine metapolitische Typologie der Staatsfeinde aus dem Jahr '77. - Norman Ächtler: "Subjektive Momentaufnahmen". Medien- und Bildkritik in "Deutschland im Herbst" (1978). - Enno Stahl: Schleyer. Terror und Literatur. Ein Gewaltakt und seine literarisch-kritischen Repräsentationen bei Friedrich Christian Delius, Peter Jürgen Boock und Rainald Goetz. - Christian Hissnauer: "Mogadischu". Opferdiskurs doku/dramatisch. Narrative des Erinnerns an die RAF im bundesdeutschen Fernsehen 1978-2008. - Jürgen Stöhr: "Herr Richter"! - Peter Braun: Die Lebensgeschichte als Form. Zur Erzählweise und Funktion biographischer Darstellungen im Diskurs über die RAF. - Sylvia Henze: Die RAF und die DDR. Zur künstlerischen Darstellung eines "blinden Flecks" in Ulrich Woelks "Die letzte Vorstellung", Ulrich Plenzdorfs "Vater, Mutter, Mörderkind" und Volker Schlöndorffs "Die Stille nach dem Schuss". - Svea Bräunert: Soundscape Stammheim. - Olaf Gätje: Der 'Logos' der RAF im Terrorismusdiskurs der Medien oder die diskursive Produktion von Unverstand und Unverständlichkeit. - Cordia Baumann: Die RAF als Abenteuer. Der Bonnie-und-Clyde-Mythos. Die Romantisierung der RAF in Film und Literatur. - Sandra Beck: Leander Scholz' "Rosenfest" (2001). Der nachgeborene Autor und die Geschichtsbemächtigung. - Jan Henschen: Die Baader-Bande, die Medien und eine Montage. Der Roman "Rosenfest" von Leander Scholz. - Kirsten Prinz: Umkämpft und abgeschlossen? Narrative über die RAF im Spiegel ihrer Rezeption. Überlegungen zu Bernhard Schlinks Roman "Das Wochenende" und Bernd Eichingers Film "Der Baader Meinhof Komplex". - Roman Halfmann: Neo-Terrorismus im Zeichen der RAF. Die Aufarbeitung des Deutschen Herbstes in der deutschen Gegenwartsliteratur zwischen Klischee und Absetzung. - Pawel Zimniak: Geisel und Geiselnehmer. Zu fiktionalen Gewalt- und Machtphantasien in Thomas Melles "Raumforderung" (2007). - Daniel Randau: "Restgift" im "Kommuneneintopf". Zu ikonographischen Problemen in Götz Alys "Unser Kampf" (2008). -- Carsten Gansel/Norman Ächtler: Die "linguistische Machtergreifung". Ein Gespräch mit Peter Schneider über seinen Film "Messer im Kopf" (1978) und die Autobiographie "Rebellion und Wahn: Mein 68" (2008). - Carsten Gansel/Norman Ächtler: "Verstehen, wie Geschichte auf die Menschen wirkt". Ein Gespräch mit Margarethe von Trotta über "Die bleierne Zeit" (1981). - Carsten Gansel/Norman Ächtler: "Ich war üble Beschimpfungen gewöhnt". Ein Gespräch mit Reinhard Hauff über Entstehung und Rezeption von "Stammheim" (1985). - Carsten Gansel/Norman Ächtler: "Der Elterngeneration ihre Geschichte wegnehmen". Gespräch mit Leander Scholz über den Roman "Rosenfest" (2001). - Carsten Gansel/Norman Ächtler: "Was kann man als Regisseur mehr erreichen als Debatten anzuregen?" Ein Gespräch mit Christopher Roth über seinen Film "Baader" (2002). - 427 Seiten mit 31 Abb., gebunden (Beiträge zur neueren Literaturgeschichte. [Folge 3]; Band 273/Universitätsverlag Winter 2010)












