
Präsenz und Verwendung der Heiligen Schrift im christlichen Frühmittelalter: exegetische Literatur und liturgische Texte
Hrsg. [und eingeleitet] von Patrizia Carmassi. Zwölf Beiträge (darunter zwei französisch, einer italienisch), die zurückgehen auf ein Interdisziplinäres Kolloquium (Wolfenbüttel 2005) im Kontext der Ausstellung "Divina Officia. Liturgie und Frömmigkeit im Mittelalter", vertiefen die historischen und theologischen Kriterien der Auswahl und Benutzung der Heiligen Schrift in den verschiedenen liturgischen Textgattungen und Traditionen. Darüber hinaus wird der allgemeine Horizont der Exegese und der funktionalen Anwendung der Bibel im Frühmittelalter anhand ausgewählter Beispiele erhellt. Die Beiträge verbinden die internationale, fächerübergreifende Diskussion aus den Bereichen Geschichte, Liturgiewissenschaft, Philologie, Kunst- und Musikgeschichte mit den Übergangsprozessen, Überlieferungssträngen und -brüchen zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Die Beiträge, die Teil eines wissenschaftlichen Begleitprogramms zu der Ausstellung "Divina Officia. Liturgie und Frömmigkeit im Mittelalter" waren, verbinden die internationale, fächerübergreifende Diskussion aus den Bereichen Geschichte, Liturgiewissenschaft, Philologie, Kunst- und Musikgeschichte mit den Übergangsprozessen, Überlieferungssträngen und -brüchen zwischen Spätantike und Frühmittelalter. Der erste Teil des Bandes beginnt mit frühen Autoren, wie Gregor dem Großen, der die Exegese des Mittelalters entscheidend geprägt hat, auch schon Zeuge einer veränderten Welt ist, und Gregor von Tours, dessen exegetische Arbeit erst vor kurzem wiederentdeckt wurde. Im zweiten Teil des Bandes konzentrieren sich die Beiträge auf die liturgische Benutzung der Heiligen Schrift im engeren Sinn (Lesungen und Bibelauszüge in Messe, Gesang, Offizium), auf die biblischen bzw. liturgischen Hintergründe für das Verständnis liturgischer Objekte (Tragaltar) und die Ausstattung biblischer Bücher (Evangelien). Der Band versteht sich als ein Beitrag zur Untersuchung der verschiedenen historisch bedingten Verbindungen zwischen Exegese und Liturgie. - Aus dem Inhalt: Stephan Ch. Kessler: Präsenz und Verwendung der Heiligen Schrift bei Gregor dem Großen. Exegese in der Spannung zwischen Antike und Mittelalter und zwischen Mönchtum und Mystik. - Martin Heinzelmann: Die Psalmen bei Gregor von Tours. - Silvia Cantelli Berarducci: L'esegesi ai Salmi nel sec. IX. Il caso delle edizioni commentate del Salterio. - Klaus Zechiel-Eckes: Politische Exegese und falsches Recht. Zu Rezeption und persuasiver Verwendung des Bibeltextes in den pseudoisidorischen Dekretalen. - Hedwig Röckelein: Die Heilige Schrift in Frauenhand. - Arnold Angenendt: Liturgie im Mittelalter. - Jean-Paul Bouhot: Le choix des lectures liturgiques dans l'église romaine. Quelques exemples. - Patrizia Carmassi: Das Lektionar Cod. Guelf. 76 Weiss. Beispiele liturgischer Verwendung der Heiligen Schrift im frühmittelalterlichen Gallien. - Angelus A. Häußling: Die Bibel in der Liturgie der Tagzeiten. - Franz Karl Praßl: Gregorianische Gesänge als klingende Exegese im Kontext der Liturgie. - Eric Palazzo: Exegese et liturgie dans le haut moyen âge. L'exemple des autels portatifs. - Christoph Winteren: Das Wolfenbütteler Evangeliar mit den Federzeichnungen (Cod. Guelf. 16.1 Aug. 2°). Ikonographische Vielfalt und Dialogdarstellungen im ottonischen Corvey. - 419 Seiten mit 53 meist farbigen Tafeln, 13 Notenbeispielen und zwei Tabellen, gebunden (Wolfenbütteler Mittelalter-Studien; Band 20/Herzog August Bibliothek in Kommission bei Harrassowitz Verlag 2008)