Tragik vor der Moderne
Literaturwissenschaftliche Analysen. Hrsg. von Regina Toepfer und Gyburg Radke-Uhlmann. Die Fähigkeit, das Tragische zu denken und kritisch zu reflektieren, wurde der Antike und dem Mittelalter vielfach abgesprochen. Statt das moderne Tragikverständnis Hegels absolut zu setzen, geht der interdisziplinäre Sammelband von der Historizität und Pluralität der Tragödientheorien aus. In elf Beiträgen aus der Klassischen Philologie und der Mediävistik wird die Kategorie des Tragischen für die Analyse der Literatur vor der Moderne fruchtbar gemacht. Untersucht werden Formen und Konzepte tragischen Handelns bei Homer, Aristoteles und den griechischen Tragikern Sophokles und Euripides, bei Vergil, Ovid und in den "Poetik"-Kommentaren der Renaissance. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Strukturen tragischen Erzählens in den Werken des europäischen Mittelalters: im "Eneasroman", "Tristan", "Titurel", in der "Mort Artu", im "Nibelungenlied", der "Rabenschlacht" und der "Melusine". - Aus dem Inhalt: Regina Toepfer/Gyburg Radke-Uhlmann: Einleitung. Tragik vor der Moderne. - Stephan Fuchs-Jolie/Philipp Giller: "wie Gahmuret schiet von Belakânen". 'Titurel' und die Tragödie des Erzählens. - Brigitte Kappl: Hamartia und Error. Das Konzept tragischer Verfehlung bei Aristoteles und seinen Kommentatoren im Cinquecento. - Manfred Kern: Dido oder Über die Wedergeburt des Tragischen. - Michael Krewet: Das Tragische im Handeln des Sophokleischen "Philoktet". - Kay Malcher/Katharina Philipowski: Literarische Tragik im Spannungsfeld von Normativität, Medialität und Textualität. Am Beispiel der mittelhochdeutschen "Rabenschlacht". - Elisabeth Schmid: Dem Verhängnis widerstehen. Zum Tragischen in der "Mort Artu". - Arbogast Schmitt: Tragik vor der Tragödie? Scheiterndes Handeln im Homerischen Epos - und ein kurzer Vergleich mit dem Scheitern des Handelns im mittelalterlichen Nibelungenepos. - Christine Schmitz: Tragisches Design. Myrrhas inzestuöse Leidenschaft in Orpheus' Erzählung (Ov. met. 10,298-502). - Regina Toepfer: "So voll Zorns / daß alle vernunfft von ihm schied." Handlungsmotivation und Tragikkonzept in der 'Melusine' des Thüring von Ringoltingen. - Gyburg Radke-Uhlmann: Euripides tragikotatos. Warum die "Alkestis" Literatur ist. - Ulrich Wyss: Tristan/Tragik. - 354 Seiten, gebunden (Studien zu Literatur und Erkenntnis; Band 6/Universitätsverlag Winter 2015)












