
Von Eleganz und Barbarei
Lateinische Grammatik und Stilistik in Renaissance und Barock. Hrsg. [und eingeleitet] von Wolfram Ax. Elf Beiträge von Latinisten (darunter ein Beitrag in Französisch und einer in Englisch), die auf ein Arbeitsgespräch mit dem Titel 'Lateinische Grammatik und Stilistik in Renaissance und Barock' am 7. und 8. Oktober 1999 im Bibelsaal der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel zurückgehen, widmen sich hauptsächlich Beschreibungsversuchen des Lateinischen aus den dreihundert Jahren zwischen ca. 1440 und 1740. In diesem Zeitraum ist es zu wesentlichen Neuorientierungen in der lateinischen Grammatik und Stilistik gekommen, von denen auch noch unser heutiger wissenschaftlicher und sprachpraktischer Umgang mit dem Lateinischen stark geprägt ist. Mittelalterliche Grammatiken sollten insoweit miteinbezogen werden, als sie Vorstufe und Ausgangspunkt für Polemik (Revolution) und Fortentwicklung (Evolution) in den späteren Grammatiken seit der Renaissance darstellen. Bekannt ist als Neuansatz der Renaissance vor allem der Versuch, die im lateinischen Mittelalter vermeintlich verlorengegangene Sprachreinheit durch die genaue Beobachtung des Sprachgebrauchs klassischer Autoren, insbesondere Ciceros, wiederzugewinnen. Gewissermaßen als Nebenprodukt dieser sprachnormierenden Aktivität wurde außerdem erstmals eine stilgeschichtliche Autorenperiodisierung entwickelt und später, besonders im Barock, immer weiter differenziert, von der wir ebenfalls heute noch profitieren. Die behandelten Autoren und Themen reichen von Thomas von Erfurt (um 1300) bis zu Cellarius (gest. 1707). Die Beiträge sind chronologisch angeordnet: Ein erster Beitrag gilt der mittelalterlichen Grammatik in ihrer Vorläuferfunktion für den gesamten Themenkomplex des Bandes (Glei). Die sieben folgenden Aufsätze, wenn man das Jahr 1600 als Epochengrenze zwischen Renaissance und Barock akzeptiert, behandeln die lateinische Renaissancegrammatik (Ax, Worstbrock, Grewing, Jensen, Cherubim, Swiggers, Vogt-Spira), die drei letzten entsprechenden Autoren und Werke der Barockzeit (Leonhardt, Döpp und Beck). -- Aus dem Inhalt: Reinhold F. Glei: Die 'Grammatica speculativa' des Thomas von Erfurt (um 1300). - Wolfram Ax: Lorenzo Valla (1407-1457). 'Elegantiarum linguae Latinae libri sex' (1449). - Franz Josef Worstbrock: Niccolò Perottis 'Rudimenta grammatices'. Über Konzeption und Methode einer humanistischen Grammatik. - Farouk Grewing: Adriano Castellesi (ca. 1460-1521). - Kristian Jensen: Elementary Latin Grammars Printed in the Fifteenth Century. Patterns of Continuity and of Change. - Dieter Cherubim: Von den Aufgaben des Grammatikers. Julius Caesar Scaligers 'De causis linguae Latinae' (1540). - Pierre Swiggers: Les 'Institutiones grammaticae Latinae' de Nicolas Clénard (1538). - Gregor Vogt-Spira: Franciscus Sanctius' 'Minerva seu de causis linguae Latinae' (1587). - Jürgen Leonhardt: Die grammatischen Werke des Gerardus Iohannes Vossius. - Siegmar Döpp: Olaf Borch über die Epochen der lateinischen Sprache und Literatur (1675). - Markus Beck: Antibarbari Halenses. - 288 Seiten mit vier Abb., gebunden (Wolfenbütteler Forschungen; Band 95/Herzog August Bibliothek in Kommission bei Harrassowitz Verlag 2001)