
Bernstorff, Marieke von: Agent und Maler als Akteure im Kunstbetrieb des frühen 17. Jahrhunderts
Giovan Battista Crescenzi und Bartolomeo Cavarozzi. Die Studie rekonstruiert die Zusammenarbeit des römischen Patriziers Crescenzi mit dem Maler Cavarozzi und diskutiert künstlerische und gesellschaftliche Wandlungsprozesse des früher 17. Jahrhunderts. Kulturhistorische und kunsttheoretische Fragestellungen begleiten die Analyse und liefern Einblicke in die Funktionsweise des frühneuzeitlichen Kunstbetriebs. - Wie wenige seiner Zeit verstand es Crescenzi die Potentiale des im Umbruch befindlichen Kunstsystems aufzugreifen und individuell zu nutzen. Unter den in Rom und Madrid agierenden Mäzenaten fiel er nicht so sehr durch seine Sammelleidenschaft als vielmehr durch seine künstlerische Ausbildung auf. Sie ermöglichte es ihm in dem Moment als Mediator zwischen Malern und Auftraggebern aufzutreten, als die Entwicklung des Kunstmarktes neue Forderungen sowohl an die Künstler als auch an die Rezipienten stellte. Crescenzi garantierte nicht nur für die Qualität der von ihm betreuten Auftragsarbeiten, sondern vermittelte auch Gemälde ihm verbundener Maler an Sammler in ganz Europa. Cavarozzi konnte sich so den Anforderungen eines sich zunehmend liberalisierenden Bildermarktes stellen, ohne auf das hergebrachte Patronageverhältnis verzichten zu müssen. Die Analyse ausgewählter Werke Cavarozzis zeigt, dass sich das Spezifische der künstlerischen Arbeitsweise des Malers durch die Bindung an Crescenzi konstituiert. Kulturhistorische und kunsttheoretische Fragestellungen begleiten die Rekonstruktion des professionellen Profils Giovan Battista Crescenzis und liefern Einblicke in die Funktionsweise des frühneuzeitlichen Kunstbetriebs. - Valeska von Rosen in "sehepunkte" (2013, Nr.11): »Statt einer Werkmonografie zu Bartolomeo Cavarozzi (1587-1625), die auf den problematischen Kategorien von "Einfluss", "Quellen" und dem Individualstilbegriff basiert, legt von Bernstorff eine Art Doppelmonografie vor und bindet jene Person gleichwertig ein, die Cavarozzis römische und spanische Karriere entscheidend mit geformt hat: den Marchese Giovan Battista Crescenzi (1577-1635). [...] So liest sich Marieke von Bernstorffs Buch als eine überaus fundierte Studie, die die Produktions- und Rezeptionsbedingungen im Rom des Primo Seicento im Spannungsfeld von Künstler, Sammler und der von ihr neu konturierten Figur des Mentors und Förderers rekonstruiert und zugleich - an einem signifikanten Fallbeispiel - umfassend mit denen Spaniens vergleicht«. 218 Seiten mit 26 Farb- und 81 s/w-Abb., Großformat, gebunden in Schuber (Römische Studien der Bibliotheca Hertziana; Band 28/Hirmer Verlag 2010) leichte Lagerspuren