Imaginative Theatralität
Szenische Verfahren und kulturelle Potenziale in mittelalterlicher Dichtung, Kunst und Historiographie. Hrsg. von Manfred Kern unter Mitarbeit von Felicitas Biller, Claudia Höckner, Anja-Mareike Klingbell und Manuel Schwembacher. Obwohl das Mittelalter die Institution des Theaters nicht kennt, entwickeln mittelalterliche Poesie, Historiographie und Kunst äußerst differenzierte Verfahren der szenischen Darstellung und Perspektivierung. Von besonderem Interesse ist dabei das Spannungsverhältnis zwischen einer 'theatralen' Ebene, die im literarischen oder bildnerischen Kunstwerk immer schon angelegt (also 'vertextet' oder 'verbildlicht') ist, und der eminent auf Repräsentation, Präsenz und Performanz bezogenen mittelalterlichen Rezeptionskultur. Unter dem Leitbegriff der 'Imaginativen Theatralität' untersuchen die 21 Beiträge des Bandes historisch spezifische Konfigurationen in der mittelalterlichen Lyrik, Epik und Geschichtsschreibung sowie im medialen Interferenzraum, den Handschriften, aber auch Skulpturenensembles und Wandmalereien eröffnen. Die ästhetische Ambivalenz, die die künstlerischen Ausdrucksformen imaginativ erzeugen, scheint Potentiale der kulturellen Dynamisierung freizugeben. - Aus dem Inhalt: Andreas Krass: Die Pastourelle "Ich was ein chint so wolgetan" (CB 185). - Lydia Miklautsch: Imaginative Theatralität bei Walther von der Vogelweide. - Regina Toepfer: Die Blickregie im Minnesang Heinrichs von Morungen. - Franziska Wenzel: Lyrische Außen- und Innenräume bei Hartmann von Aue. - Anna Kathrin Bleuler: Wolframs Inszenierung der Parzival-Figur anhand von Essen und Trinken. - Martina Feichtenschlager: Szenisches Zeigen und weibliche Intimität in Wolframs "Parzival". - Nina Hable: Über die Tjost im "Parzival". - Florian Kragl: Zur Dramaturgie der "Krone" Heinrichs von dem Türlin. - Ludger Lieb: Theatralität in Gottfrieds von Straßburg "Tristan". - Katharina Zeppezauer-Wachauer: Szenen und Inszenierungen von Gewalt in der höfischen Epik. - Elke Koch: Theatralität. Überlegungen zum Konzept anhand Ulrichs von Liechtenstein "Frauendienst". - Christina Lechtermann: Das Schachbrett zwischen 'Requisit' und 'Bühne'. - Rachel Raumann: Ulrichs 'visio' in Fuetrers "Lannzilet". - Christiane Witthöft: Von der Theatralität räumlicher Perspektiven in der Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit ("Der arme Heinrich", "Tristan", "Melusine"). - Anja Becker: Die Lieder der Geißler von 1349. Zum Zusammenhang von imaginativer und pragmatischer Theatralität. - Michael Brauer: Christine de Pizan inszeniert Karl V. von Frankreich. - Andreas Hammer: Inszenierung und Vergegenwärtigung im ersten Buch des "Passional". - Manfred Kern: Theater der Eitelkeit in Text und Bild. Frau Welt und Herr Mundus. - Henrike Manuwald: Das Jenseits in Szene gesetzt. Die "Visiones Georgii" in der vatikanischen Handschrift "Codex Reginus latinus 522". - Manuel Schwembacher: Szenen ritterlich-höfischen Welttheaters in den gotischen Wandmalereien der Burg Lichtenberg. - Beatrice Trînca: Zur Theatralität des "Roman de la Poire" von Tibaut. XI,477 Seiten mit 17 Farbtafeln, gebunden (Interdisziplinäre Beiträge zu Mittelalter und Früher Neuzeit; Band 1/Universitätsverlag Winter 2013)












