
Volkstümliche Moderne
Malerei und populäre Kultur der Gründerzeit. Hrsg. von Joseph Imorde, Peter Scholz und Andreas Zeising. Zwölf Beiträge richten den Fokus auf die gründerzeitliche Kunst und Kultur im Hinblick auf Prozesse der Kommerzialisierung, Trivialisierung und Popularisierung, die die Medienmoderne und die künstlerische Praxis der Zeit mitbestimmten. Die Beiträge gehen zurück auf die Tagung »Der Bauer und die Moderne. Konstruktion und Kritik "volkstümlicher" Bildwelten und die populäre Massenkunst der Gründerzeit«, die am 13./14. April 2018 als Kooperation des Bereichs Ältere Kunstgeschichtliche Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum mit dem Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Siegen in Innsbruck durchgeführt wurde. - Im ausgehenden 19. Jahrhundert erfreute sich die akademische Historien- und Genremalerei größter Beliebtheit beim Publikum und bei der gründerzeitlichen Kunstkritik gleichermaßen. Insbesondere die Maler der Münchner Schule fanden auch international Anerkennung. Als Malerfürsten waren Künstler wie Franz von Defregger Persönlichkeiten von gesellschaftlichem Rang. Jenseits von regional gefärbten Historienszenen bedienten sie mit ländlichen Idyllen und gemütvoll-humoristischen Darstellungen des Volkslebens ein Bedürfnis nach Einfachheit, unverbrauchter Innerlichkeit und Glück, das die als verstörend wahrgenommene Beschleunigung der Lebensverhältnisse und die technisch-gesellschaftlichen Umbrüche der Gründerzeit beim vornehmlich städtischen Publikum emotional kompensieren sollte. In Familienzeitschriften tausendfach reproduziert und in Form von Wanddrucken kommerziell vermarktet, nutzte man zugleich die neuesten technischen Möglichkeiten, sodass die gründerzeitliche Genremalerei in Phänomene der Moderne eingebunden war, man von einer volkstümlichen Moderne sprechen kann. Dieser Band richtet daher den Fokus auf die gründerzeitliche Kunst und Kultur im Hinblick auf Prozesse der Kommerzialisierung, Trivialisierung und Popularisierung, die die Medienmoderne und die künstlerische Praxis des ausgehenden 19. Jahrhunderts mitbestimmten. - Aus dem Inhalt: Joseph Imorde/Peter Scholz/Andreas Zeising: Volkstümliche Moderne. Malerei und populäre Kultur der Gründerzeit. - Markus Neuwirth: Der Bauer als Konstrukt oder »Schwört nicht zu Östreich, wenn Ihr's könnt vermeiden«. - Peter Scholz: Populäre Kunst und nationale Identität. Franz von Defregger zwischen volkstümlicher Kunstliteratur und Diskursen der Kunstgeschichte um 1900. - Angelika Irgens-Defregger: Ikonen der Populärkultur. Der Geschichtenmaler Franz von Defregger und der Bilderzähler Peter Rosegger. - Andreas Zeising: »Volkskunst im besten Sinne des Wortes«. Gründerzeitliche Genrekunst in Schulbuch und Schulunterricht nach 1900. - Helmut Hess: »Künstler oder Producenten künstlerischer Waare?« Defreggers Zusammenarbeit mit dem Kunstverlag Franz Hanfstaengl. - Jo Briggs: Local, Regional, Global. The Changing Reception of Franz von Defregger's Peasant Paintings. - Matthias Memmel: »...um einen Ton zum Idealen hin höher gestimmt«. Defreggers Genremalerei und die Krise des poetischen Realismus um 1900. - Peter Forster: Wilhelm Riefstahls "gesättigter Realismus". - Joseph Imorde: Eduard von Grützners »Heimliche Studie« von 1892. - Felix Steffan: Max Bram und die Genese der Rosenheimer Gemäldesammlung. - Lars Zieke: Das "Rubensfest" in München 1857. Mediale Konstruktionen künstlerischer Gemeinschaft und städtischer Identität. - 199 Seiten mit 100 Abb., broschiert (Gründerzeit. Schriften zu Kunst und Kultur; Band 1/VDG Weimar - Verlag und Datenbank für Geisteswissenschaften 2019) leichte Lagerspuren