
Wetzel, Albrecht: Über Massenmörder
Ein Beitrag zu den persönlichen Verbrechensursachen und zu den Methoden ihrer Erforschung. Reprint aus: Abhandlungen aus dem Gesamtgebiete der Kriminalpsychologie (Heidelberger Abhandlungen); Heft 3/Berlin 1920. Vervollständigt um die Kasuistik des Massenmords Teil I (1914) [Reprint aus: Robert Gaupp: Zur Psychologie des Massenmords, Hauptlehrer Wagner von Degerloch, Eine kriminalpsychologische und psychiatrische Studie/Berlin 1914] [die Fortsetzung der Kasuistik des Massenmords (1920) ist als Anhang Teil des nachgedruckten Hauptwerks "Über Massenmörder", Berlin 1920] nebst einem einleitenden Essay und einer biographischen Skizze. Hrsg. von Michael Farin und Florian Mildenbergerk. Mörder, Massenmörder zumal, haben Hochkonjunktur. In ungekannter Weise beherrschen sie die Kulturindustrie, die Medienwelt - als Kristallisationspunkte - in denen sich sensationelle Nachricht, Schock und Grusel publikumswirksam verquicken lassen. Denn nichts, so die allüberall lautstark verkündete Botschaft, schreit mehr nach Licht als die dunklen Seiten der menschlichen Existenz. Der deutsche Psychiater Albrecht Wetzel hat sich bereits sehr früh, wie kaum einer vor ihm, dieser Thematik wissenschaftlich angenommen. Seine 1920 publizierte Studie 'Über Massenmörder' nebst seiner 'Kasuistik des Massenmords' ist ein bedeutsamer Beitrag zur Erforschung dieses überaus aktuellen Phänomens. In seiner Kasuistik stellt Wetzel insgesamt 153 Fälle von Massenmördern vor, wobei er zwischen geistesgesunden und geisteskranken Tätern und Täterinnen unterscheidet. Letzteren billigt er besondere Bedeutung zu. Er beleuchtet nicht nur die Tat und ihr Umfeld, sondern Leben und Wirken des Täters innerhalb seiner Umwelt. Auf diese Weise findet er Umstände heraus, die bei verschiedenen Tätern bei gleichen Taten (Mord) immer wieder auftraten. Mithilfe der Kriminalstatistik will er einerseits Handlungskonsistenten der Täter als auch Richtlinien zu ihrer Behandlung definieren. Die kasuistischen Einzelfälle, welche der Bearbeitung zugrunde liegen, sollen als Masse zur Aufdeckung allgemeiner für den Durchschnitt der Massenmordsdelikte oder einzelner Gruppen wesentlicher innerer und äußerer Ursachen verhelfen. Als Einzelfälle sollen sie, soweit sie dazu geeignet sind, der Aufhellung psychologischer und psychopathologischer Zusammenhänge beim Zustandekommen des Deliktes dienen, und sie sollen dabei dartun, ob und wie die statistisch erfassten Ursachen in diesem Getriebe wirksam geworden sind. Nach seinem Ableben gerieten seine kriminologischen Arbeiten hierzulande fast vollständig in Vergessenheit. Seine Milieustudien über Schizophrenie und Unfallneurosen hingegen erfreuten sich in der Nachkriegspsychiatrie noch einige Zeit eines gesteigerten Interesses, da die rein biologistischen Schemata - also die erbbiologische Täterbeurteilung ohne Berücksichtigung des Umfeldes - sich diskreditiert hatten. Dabei muss der Wert seiner Arbeit geradezu als unschätzbar bezeichnet werden, schließlich nimmt er einen integralen Platz in der Kriminologie der Tötungsdelikte ein, seine Einteilungen, Typisierungen und Klassifizierungen hatten großen Einfluss auf die modernen Standardwerke. - Aus dem Inhalt: Florian Mildenberger: Gedanken zu Albrecht Wetzeis Lebenswerk. - Albrecht Wetzel: Über Massenmörder (1920). - Anhang: Kasuistik des Massenmords: Hans W. Gruhle/Albrecht Wetzel: Kasuistik des Massenmords (1914). Albrecht Wetzel: Fortsetzung der Kasuistik des Massenmords (1920). - Florian Mildenberger: Albrecht Wetzel (1880-1947). - 172 Seiten mit einer zweiseitigen Tabelle, broschiert (belleville Verlag 2008)