
Armut in der Renaissance
Hrsg. von Klaus Bergdolt, Lothar Schmitt und Andreas Tönnesmann. Im Zuge der Reformation mussten grundlegend neue Organisationsweisen für die Armenfürsorge gefunden werden. Wie wurden in Italien und im Alten Reich vom 14. bis zum 18. Jahrhundert entsprechende individuelle und kollektive Formen entwickelt, um Armut zu lindern, aber auch unerwünschte Begleiterscheinungen zu regulieren? Zwölf Beiträge widmen sich dem Thema. Die Beiträge gehen zurück auf ein Arbeitsgespräch des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Renaissanceforschung in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 21. bis 23. September 2009. - Armut hat viele Gesichter. Ihre Ausprägungen haben in der Renaissance immer wieder historisch fassbare zeittypische Reaktionen hervorgerufen. Ein bedeutendes Bewährungsfeld der nachmittelalterlichen Gesellschaft war dies- und jenseits der Alpen die in der christlichen Glaubenslehre verankerte Armenfürsorge, für welche im Zuge der Reformation vielerorts grundlegend neue Organisationsweisen gefunden werden mussten. Doch wie wurden in Italien und im Alten Reich vom 14. bis zum 18. Jahrhundert entsprechende individuelle und kollektive Formen entwickelt, um Armut zu lindern, aber auch unerwünschte Begleiterscheinungen zu regulieren? Dieser Frage hat sich im Wolfenbütteler Arbeitskreis für Renaissanceforschung ein internationales Expertenteam gewidmet. Die im zugehörigen Band vereinten Ergebnisse beruhen einerseits auf prägnanten Fallstudien, andererseits auf der Auswertung umfassender Archivbestände. Sie machen deutlich, welche sozialen Herausforderungen mit Armut einhergingen und wie ihnen mit karitativen Mitteln begegnet wurde. Und sie zeigen überdies, dass in Texten, Bildern und Bauten ästhetische Positionen erprobt wurden, um der Armut im kulturellen Diskurs der Epoche Ausdruck zu verleihen. So sind es gerade die literarischen, künstlerischen und architektonischen Zeugnisse, die einen wichtigen Zugang zum Armutsverständnis der frühen Neuzeit ermöglichen, da die anonyme Masse der Armen in Quellen nur äußerst selten zu Wort kommt. - Aus dem Inhalt: Andrea von Hülsen-Esch: Armut und Alter in der Renaissance. - Philine Helas: Waise, Braut, Mutter, Witwe. Weibliche Rollen zwischen Paupertas und Caritas in der italienischen Kunst des 14. und 15. Jahrhunderts. - Kay Peter Jankrift: Almosenkörbe, Speckpfründen, Quatemberbrote. Armenfürsorge in rheinisch-westfälischen Städten im 15. und 16. Jahrhundert. - Marina Garbellotti: Welchen Armen helfen? Armut und Fürsorge in Italien (16.-18. Jahrhundert). - Christina Vanja: Armenfürsorge im Hessen des 16. Jahrhunderts. - Irmtraut Sahmland: Die Armenfürsorge in der Elisabeth-Rezeption des 16. Jahrhunderts. - Sebastian Schmidt: Perspektiven auf Armut in der Reformationszeit. - Britta-Juliane Kruse: "Wenn Du die anderen nicht übertriffst, wirst Du hungern müssen!" Armut und Wohlstand in den Selbstzeugnissen von Thomas und Felix Platter. - Carlos Watzka: Die Hospitäler der "Barmherzigen Brüder" im 16. und 17. Jahrhundert als Einrichtungen der Armenfürsorge. - Alexander Markschies: Armut als Bauaufgabe in der Frühen Neuzeit. - Frank Präger: Almosenvergabe in fränkischen (und oberpfalzischen) Städten in der Frühen Neuzeit. Fürsorgepflicht für in Not geratene Untertanen. - Lothar Schmitt: Erasmus von Rotterdam und die Armut. - 335 Seiten mit 75 Textabb., zwei Karten, 14 Tab. und 10 Farbtafeln, gebunden (Wolfenbütteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung; Band 30/Harrassowitz Verlag 2013) leichte Lagerspuren