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Manierismus

Manierismus

Interdisziplinäre Studien zu einem ästhetischen Stiltyp zwischen formalem Experiment und historischer Signifikanz. Hrsg. von Bernhard Huss und Christian Wehr. 19 Beiträge nehmen funktionsgeschichtliche und diskursive Aspekte des Manierismus in Kunst, Literatur und Musik in den Blick. Der Band gliedert sich in fünf Themenfelder: I: Der Manierismusbegriff als interdisziplinäre Herausforderung. II: Zwischen poetologischer Norm und poetischer Praxis. Manieristisches Schreiben in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. III: Universalität eines Stiltyps? Manierismus in Wort, Musik, Architektur und Bildender Kunst. IV: Wissen und Dichtung. Manierismus im Spannungsfeld von Poetik und Epistemologie. V: Manieristische Stilexperimente im 20. Jahrhundert. - Jenseits der anhaltenden Kontroversen, die um den künstlerischen Manierismus geführt wurden, konvergieren die meisten Positionen immer wieder in einem entscheidenden Punkt: Das genuine Merkmal manieristischer Diskurse ist demnach die programmatische Missachtung tradierter ästhetischer Normen und Konventionen, oft auch der provokative Verstoß gegen sie. Dies gilt für die bildenden Künste ebenso wie für die Architektur, Literatur und Musik. Charakteristisch ist dabei, dass sich diese subversiven Gesten kaum inhaltlich-thematisch, sondern nahezu ausschließlich formal manifestieren. Wie die Etymologie bezeugt, hat man den Manierismus seit jeher über das demonstrative, oftmals explizite Ausstellen der Verfahren definiert, denen das Werk seine eigene Konstitution und Formgebung verdankt. Diese Dominanz des Formalen war wiederholt Anlass pejorativer Wertungen. Insbesondere die ausgeprägte Tendenz des Manierismus zur formalen Selbstreflexivität generierte den akademischen Topos inhaltlicher Bedeutungslosigkeit. Zu denken ist an kanonische Einschätzungen, die ihn zur sekundären, wenn nicht gar degenerativen bis pathologischen Kunstform herabstufen. Die 19 Beiträge des Bandes möchten diese eindimensionalen Festlegungen aufbrechen und auf weiterführende historische und funktionsgeschichtliche Zusammenhänge öffnen. Sie stellen die grundsätzliche Frage, inwieweit die manieristische Subversion der Norm auch auf geschichtliche Kontexte jenseits der formalästhetischen Konventionen zielt. Weit über das Ästhetische hinaus wandelt sich der Manierismus in vielen Fällen zur Repräsentationsinstanz sozialer, politischer, psychologischer oder musikalischer Grenzbereiche, die sich den offiziellen Diskursen tendenziell entziehen. - Aus dem Inhalt: Bernhard Huss/Christian Wehr: Zur Einführung. Die Problemstellung "Manierismus". - Gerhard Regn: Manierismus. Kritik eines Stilbegriffs. - Gerhard Penzkofer: Von der Macht der Liebe zum Eros der Macht. Manieristische Dichtung in den spanischen "Cancioneros" des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. - Bernhard Huss: Luigi Grotos "Rime". Manierismen als implizite Metapoesie. - Maraike Di Domenica: Manierismus vs. Aristotelismus. Zur ästhetischen Subversion regulativer Prinzipien in den Horror-Tragödien der italienischen Renaissance. - Simona Oberto: Manierismus und Burleske im italienischen Akademiewesen des 16. Jahrhunderts. Der Fall des als "lettera amorosa" maskierten Sprichwortbriefs des Arsiccio Intronato. - Carolin Hennig: Guido Casonis "Passione di Christo". Manieristische Exaltiertheit im religiösen Figurengedicht? - Josep Solervicens: Gattungsmischung und Autoreflexivität jenseits des Petrarkismus in der Lyrik von Francesc Vicent Garcia. - Marc Föcking: Manierismus und Anagramm. Sinnfülle und Sinnverlust geistlicher Anagrammdichtung im 17. Jahrhundert. - Florian Mehltretter: Plural und Manier. Begriffsstrategische Überlegungen zur Lyrik von Pietro Casaburi Urries und Ludovico Leporeo. - Inga Mai Groote: Spielarten des musikalischen Manierismus: Serafino Cantones "Academici festevole" (1627). - Jan Pieper: Sabbioneta. Die Maßfigur einer Idealstadt aus dem Geiste des Manierismus. - Michael Zimmermann: "La castrazione del cielo" und die Herrschaft über die Zeit. Der Garten Großherzog Cosimos 1. de' Medici in Castello. - Karin Leonhard: Verbreiterung der Ränder. Zum Kartuschenbild im 16. und 17. Jahrhundert. - Christian Wehr: Manierismus und Anamorphose. Francisco de Quevedos "En breve cárcel traigo aprisionado". - Marita Liebermann: Optik und Rhetorik in Emanuele Tesauros "Cannocchiale aristotelico". - Helmut Pfeiffer: Manieren der Aufklärung. Zur Formierung der Kulturkritik zwischen Sozialbeschreibung und Kunstkritik. - David Nelting: Manierismus und Autobiographie. Überlegungen zu Stil und Selbst in Alain Robbe-Grillets "Romanesques". - Barbara Kuhn: "Manières en X". Manierismen von Mallarmé bis Oulipo. - Guido Rings: Manieristische Tendenzen in der zeitgenössischen italienischen Narrativik. Vincenzo Consolo und das Labyrinth der Erinnerung. - 429 Seiten mit 30 Farb- und 29 s/w-Abb., gebunden (Beihefte zur Germanisch-Romanischen Monatsschrift; Heft 56/Universitätsverlag Winter 2014)

Bestell-Nr.: 73101
Gewicht: 759 g
Sprache: Deutsch
Sachgebiete: Ästhetik | Renaissance/Kunst der Frühen Neuzeit | Literatur der Renaissance, Humanismus und Reformation
ISBN: 9783825362393
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