
Pornographie in der deutschen Literatur
Texte, Themen, Institutionen. Hrsg. von Hans-Edwin Friedrich, Sven Hanuschek und Christoph Rauen. Seit der Aufklärungszeit ist Pornographie ein fester Bestandteil der modernen Medienwelt, doch weist das Wissen über ihre Rolle in der deutschsprachigen Literaturgeschichte große Lücken auf. Der Band unternimmt in 15 Beiträgen eine historische Aufarbeitung des Themenfeldes anhand von repräsentativen Texten, Diskursen und Institutionen. Hinzu kommen ein über 100 Seiten umfassender Forschungsbericht sowie die Edition der in erster Auflage 1688, in zweiter Auflage 1690 publizierten Abhandlung "De libris obscoenis" von Adam Rechenberg & Johann David Schreber in lateinischem Originaltext mit deutscher Übersetzung und Anmerkungen. Die Aufsätze sind in drei Kapitel gegliedert: 1. Texte, Textsorten und Medien; 2. Themen, Diskurse, Funktionen; 3. Infrastrukturen und Institutionen. - "Insgesamt bietet der Sammelband gute Ausgangspunkte für weitergehende
Untersuchungen zu Pornographie in der deutschen Literatur. Dabei überzeugt das Gleichgewicht aus punktuellen, komparativen Analysen einzelner Werke und solchen Beiträgen, die periskopisch Forschungstendenzen aufzeigen" (Simon Portmann/Klaus Schreiber in IFB - Rezensionsorgan für Bibliothek und Wissenschaft). - Aus dem Inhalt: Christoph Rauen: Krise der Ideen-Pornographie? "Denkwürdigkeiten des Herrn von H. eines teutschen Edelmanns" und andere pornographische Romane der Spätaufklärung. - Kristin Eichhorn: Wo die Pornographie aufhört. Carl Timlichs Priaps "Normalschule, die Folge guter Kinderzucht" (1789). - Michael Farin: Die letzten Illusionen. Josefine Mutzenbacher vor Gericht. Ein Dossier. - Ole Petras: Fidulitas, Stahlbad. Zur Kontinuität volkstümlicher Erotika in der Weimarer Republik. - Oliver Jahraus: Der pornographische Comic. Ein Medium der Transgression von den 60er zu den 80er Jahren. - Petra Porto: »Anfangs las ich das Werk mit zweifellos lascivem Interesse«. Die pornographische Rezeption der "Psychopathia sexualis". - Franziska Mayer: Zwischen Samtpeitsche und Rute. Flagellantismus in der Literatur der Frühen Moderne. - Claudia Gehrke: Streifzug durch die Geschichte erotischer Frauenliteratur seit den 1970er Jahren. - Albert Meier: Let's get physical. Autobiografischer Sexualrealismus in Maxim Billers "Esra" und Alban Nikolai Herbsts "Meere". - Ingo Irsigler: »In Porno veritas. Amen«. Zu Formen und Funktionen des Pornographischen bei Charlotte Roche und Thor Kunkel. - Christine Haug: »Die Gattung Schriften sind eine Pest die im Finstern schleicht«. Distributionsnetzwerke für erotisch-pornographische Lesestoffe im deutschsprachigen Raum um 1800. - Sven Hanuschek: "Die Liebe - nur eine unter den civilisierten Völkern eingeführte schöne Hülle des in der thierischen Natur liegenden Geschlechtstriebs". Franz von Krenners ›erotische‹ Sammlung in der Bayerischen Staatsbibliothek München. - Johannes Frimmel : Die Erotica an der Österreichischen Nationalbibliothek und der Wienbibliothek. Ein kurzer Überblick. - Gerrit Lungershause: Historiograph oder Dilettant des (Un-)Sittlichen. Paul Englischs Studien zur erotischen Literatur. - Ulrich Bach: Leo Schidrowitz' "Bilder-Lexikon der Erotik" (Wien: 1928-1931). -- Hans-Edwin Friedrich: Forschungsbericht: Pornographie in der deutschsprachigen Literatur. Problemaufriss und Forschungsperspektiven. -- Anhang: Adam Rechenberg/Johann David Schreber: De libris obscoenis. Leipzig, 2. Auflage 1690 (1. Auflage 1688). Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Eltje Böttcher. -- Register. - X,436 Seiten, gebunden (belleville Verlag 2016)